Friederike Mayröcker
Notizen auf einem Kamelim Fenster die ungenauen
Lilien unter der matissefarbenen
Jalousie draußen der erste
Vogelruf im verwaldeten März
für Georg Kierdorf-Traut „Es gibt keine Ablenkungen, von diesem Herzstück, von dieser Poesie, es sei denn die Ablenkungen werden hineingenommen, werden zum Wort- Erinnerungs-, Denk-Material, um dieser Poesie zu dienen“. Gedichte von Friederike Mayröcker aus den Jahren 1991 bis 1996 sind in dem Band „Notizen auf einem Kamel“, ausgezeichnet mit dem Else-Lasker-Schüler-Preis 1996, gesammelt. Keinerlei Wüsten-Lyrik findet sich darin, dennoch entsteht ein Bild, das für sich spricht: ein großes, stillschweigendes Tier, eine Einsamkeitskarawane, also kein Galopp, nur diese stete Bewegung, die rhythmisierte Langsamkeit, das Unaufhörliche des Notierens, weil die Wüste unaufhörlich ist.
Friederike Mayröcker, geb. 1924 in Wien, war bis 1969 als Hauptschullehrerin tätig, seitdem lebt sie als freie Schriftstellerin in Wien. Neben lyrischer Arbeit schrieb sie Hörspiele, Prosa und szenische Prosa. Sie erhielt zahlreiche Literaturpreise, u. a. den Theodor-Körner-Preis, den Georg-Trakl-Preis und den Großen Österreichischen Staatspreis. Wichtige Veröffentlichungen: „Das Licht in der Landschaft“ (1975), „Die Abschiede“ (1980), „Das Herzzerreißende der Dinge“ (1985), „mein Herz mein Zimmer mein Name“ (1988), „Das besessene Alter“ (1992).
Mi 19. Februar 1997, 20:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Nahaufnahmen 29
Nahaufnahmen 29 und wir können nicht anders als gratulieren:
Kathrin Röggla und Laura Freudenthaler zu den Salzburger Preisen – aber natürlich auch zu ihren neuen Büchern.
Marlen Mairhofer zum Jahresstipendium – der hier abgedruckte Text lässt uns schon jetzt auf das Buch freuen.
Nasima Sophia Razizadeh zum H. C. Artmann-Stipendium, das leider schon wieder vorüber ist, aber hier gibt es Gedichte zu lesen, die auch in Salzburg entstanden sind, wie unschwer zu erkennen ist.
Elisabeth Reichart, Klemens Renoldner und Margit Schreiner zum runden Geburtstag, den alle drei Autor:innen in diesem Jahr gefeiert haben, die Hommagen von Hans Höller, Erwin Einzinger ...
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