Gerhard Bolaender
KörperbrennenDer Krieg ist hierorts bildschirmvermittelt, Gewalt ist ein TV-Ereignis in zahllosen Variationen, ein Dauerreiz für die Schnittstelle Monitor-Mensch, der Abwesende ist eingeschaltet in das Geschehen. Und nebenan: Die Fortsetzung der Zerstörung mit anderen Mitteln, die in den Körper dringt, ihn zur Überlebensmaschine umfunktioniert: „Zeitschinden, Weiterlügen der öffentlichen Rede. Dies ist das Wissen, dies ist die Meinung, dies das Dabeisein, Messen, dies ist die Seitenscheibe, Abwesenheit, das Glück auf Vergessen.“ Gerhard Bolaenders Prosadebüt (Residenz Verlag, 1995) stellt dem Bilderwahn, der blind machenden Visualisierung des Schmerzes das Hinhören auf die Gequälten entgegen. In einer besessenen, genau rhythmisierten Sprache zwingt der Autor den Leser/die Leserin, dem Strom gewalttätiger Ereignisse zuzuhören. Der Widerstand wird zur Stimme, zum offenen Widerspruch. Bolaenders neuer Text ist ein Akt gegen die Apathie einer tauben Gegenwart, er ist ansteckend im besten Sinn des Wortes.
Mo 20. Februar 1995, 20:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Nahaufnahmen 29
Nahaufnahmen 29 und wir können nicht anders als gratulieren:
Kathrin Röggla und Laura Freudenthaler zu den Salzburger Preisen – aber natürlich auch zu ihren neuen Büchern.
Marlen Mairhofer zum Jahresstipendium – der hier abgedruckte Text lässt uns schon jetzt auf das Buch freuen.
Nasima Sophia Razizadeh zum H. C. Artmann-Stipendium, das leider schon wieder vorüber ist, aber hier gibt es Gedichte zu lesen, die auch in Salzburg entstanden sind, wie unschwer zu erkennen ist.
Elisabeth Reichart, Klemens Renoldner und Margit Schreiner zum runden Geburtstag, den alle drei Autor:innen in diesem Jahr gefeiert haben, die Hommagen von Hans Höller, Erwin Einzinger ...
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