Literaturfrühstück mit Petra Nagenkögel

Krankheit als Metapher

© Fritz Lorber

Krankheit als „Störung im System“ und als existenzielle Erfahrung verweist immer auf Außerordentliches, letztlich auf das, was aus dem Leben ausgeschlossen zu werden hat: den Tod. Entsprechend ist der Zugriff auf Krankheit durch die institutionalisierte Medizin einer der Kontrolle, der Macht, Seit dem 19. Jahrhundert ist das literarische Interesse für pathologische Themen und Motive ungebrochen, die Gegenwartsliteratur ist entscheidend und in vielfältigen Formen davon geprägt. Während in den „Verständigungstexten“ der 70er Jahre Krankheit als Motiv und Motivation zumeist autobiographischen Erzählens , verlagert sich seit den 80er Jahren die Bedeutung des Schreibens über Krankheit. Bedeutsam wird Krankheit nun vor allem als strukturbildendes Element für das Erzählen, das auch den Text-Körper nicht unversehrt läßt. Der kranke Körper wird zum Medium von Erkenntnis und Erinnerung, gerichtet gegen das Projekt einer Zivilisation, die auf der Verdrängung alles Abseitigen und „Ab-Normen“ beruht: „Die Beschädigung von Berlin, deren geschichtliche Voraussetzungen ja bekannt sind, erlaubt keine Mystifizierung und keine Überhöhung zum Symbol. Was sie erzwingt, ist jedoch eine Einstellung auf Krankheit, auf eine Konsequenz von variablen Krankheitsbildern, die Krankheit hervorruft.“ (I. Bachmann, Ein Ort für Zufälle) Beim Literaturfrühstück – wie immer bei Kaffee und Gebäck – wird die Autorin und Literaturvermittlerin Petra Nagenkögel anhand ausgewählter Texte (u.a. von Georg Büchner, Thomas Bernhard, Ingeborg Bachmann, Unica Zürn, Anne Duden) verschiedenen Schreibweisen von Krankheit, ihren Bedeutungen und Inszenierungen in der Literatur nachgehen.

Do 08. Januar 2004, 10:30 Uhr
Literaturhaus Salzburg