Literaturfrühstück mit Christa Gürtler

Marlen Haushofer

© Sybille Haushofer

„Eigentlich kann ich nur leben, wenn ich schreibe u. da ich derzeit nicht schreibe, fühle ich mich versumpft und ekelhaft.“ Diese Zeilen schreibt Marlen Haushofer (1920 – 1970) am 27. Jänner 1967 in ihr Tagebuch, das Einzige, das sie nicht vernichtet hat. Schreiben ist für sie Überlebensprogramm, allerdings erlebt sie ihr Schreiben am Steyrer Küchentisch und ihre Rolle als Zahnarztgattin und Mutter zweier Söhne als Leben in mehreren Welten, „die durch Abgründe getrennt sind“. Marlen Haushofer erzählt in ihren Werken von der Fremdheit zwischen den Geschlechtern, von Orten der Isolation und Abgeschiedenheit. Die Frauen in ihren Erzählungen und Romanen sind eingeschlossen in ihre privaten Räume. Romantitel wie „Die Tapetentür“ (1957) oder „Die Mansarde“ (1969) signalisieren, dass für die Frauen die „goldenen Käfige“ häufig zu „Kerkern“ werden. „Die Wand“ (1963) ist nicht nur der Titel ihres Hauptwerks, sondern bestimmt als zentrales Bild für weibliche Entfremdung ihr Gesamtwerk. Schonungslos und lakonisch wie wenige andere Schriftsteller analysiert Marlen Haushofer die gesellschaftlichen Mentalitäten der Wiederaufbaujahre nach 1945, die geprägt sind von einer Kultur der Verdrängung und des Vergessens. Beim Literaturfrühstück – wie immer bei Kaffee und Gebäck, solange der Vorrat reicht – wird Christa Gürtler, Leiterin der Leselampe und Kuratorin der Ausstellung „Ich möchte wissen, wo ich hingekommen bin!“ Marlen Haushofer 1920 – 1970 (StifterHaus Linz, bis 16. November, geöffnet Di – So 10 – 15 Uhr), Einblicke in Leben und Werk dieser wichtigen österreichischen Schriftstellerin vermitteln.

Do 06. Mai 2010, 10:30 Uhr
Literaturhaus Salzburg