Literaturfrühstück mit Andrea Bramberger

Mutter und Töchter

© Fritz Lorber

Komplizenschaft über das Nicht-Gesagte, stillschweigendes Einverständnis über das Unsagbare, ein kurzer Blick, der Klang einer Stimme, eine Geste, eine Farbe, ein Geruch? In diesem unheimlichen weiblichen Hin und Her, das mich aus der namenlosen Gemeinschaft von Frauen hinauswiegt, hinein in den Kampf mit einer anderen Frau, ist es beunruhigend, ich zu sagen. Diese unheimliche Verbundenheit zwischen Müttern und Töchtern, wie die Philosophin Julia Kristeva sie hier beschreibt, ist nicht nur Thema feministischer Theoriebildung, sondern auch Stoff für unzählige literarische Texte. Nach abendländischer Tradition gestalten sich Mutter-Tochter-Beziehungen vielfach existenziell für beide, und zwar sowohl lebenserhaltend als auch lebensbedrohend. Gibt es ein Entrinnen? Was verraten Mütter-Töchter-Beziehungen über gesell- schaftliche Strukturen? Inwieweit eignen sie sich, traditionellen Bestimmungen von Weiblichkeit nachzuspüren oder sie gar zu transzendieren? Wie werden sie in der Literatur beschrieben? Beim Literaturfrühstück, wie immer bei Kaffee und Gebäck, wird Andrea Bramberger, Erziehungswissenschafterin und Kulturanthropologin in Salzburg, anhand von exemplarischen Textbeispielen von Müttern und Töchtern, z.B. Anne Sexton und deren Tochter Linda Grey Sexton oder Elisabeth Langgässer und deren Tochter Cornelia Edvarson, die Ambivalenzen dieser Beziehung aufblättern.

Do 07. März 2002, 10:30 Uhr
Literaturhaus Salzburg