Im ‚Zeitalter der Briefe‘ spielte das Korrespondieren eine bedeutende Rolle, um Liebesbeziehungen anzubahnen, zu vertiefen, eine gemeinsame Zukunft zu entwerfen oder ein Getrenntsein zu überbrücken. Dabei formulierten die Schreibenden immer auch Erwartungen an die Andere/den Anderen, steckten ihre Ideale des ‚Weiblichen‘ und ‚Männlichen‘ ab und verhandelten Vorstellungen von Liebe und Ehe. Das macht Paarkorrespondenzen zu aussagekräftigen Quellen, um eine Geschichte der Liebe, der Geschlechterbeziehungen und des ‚privaten‘ Schreibens in der Moderne auf neue Weise zu erschließen.
Davon ausgehend haben Historikerinnen der Universitäten Salzburg und Wien in einem großen Forschungsprojekt umfangreiche Briefbestände aus unterschiedlichen sozialen Schichten in den Blick genommen. Dabei sind sie auch der Frage nachgegangen, wie sich Diskurse, Konventionen sowie soziale und politische Kontexte einer bestimmten historischen Zeit mit individuellen Erfahrungen verschränken.
Beim Literaturfrühstück – wie immer bei Kaffee und Kipferln, solange der Vorrat reicht – erzählen Ingrid Bauer (gemeinsam mit Christa Hämmerle wissenschaftliche Leiterin des Projekts) und Barbara Asen (eine der Mitarbeiterinnen des Teams) von der faszinierenden Arbeit mit den besonderen Quellen, berichten von ihren spannenden Forschungsergebnissen und sprechen über das daraus entstandene, vor kurzem erschienene Buch: Ingrid Bauer / Christa Hämmerle (Hg.): Liebe schreiben. Paarkorrespondenzen im Kontext des 19. und 20. Jahrhunderts. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2017.
Do 11. Mai 2017, 10:30 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Vollpreis: 6,– € | Ermäßigt: 4,– € | Mitglied: 4,– € |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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