Ann Cotten
„Was geht?“Dass Schreiben wie Gehen ist, ist ein von Unermüdlichen überlaufener Trampelpfad. Die erste Vorlesung, „Fortbewegungsarten wie übertriebene Theorien“ betrachtet diese Metapher näher, von den Funny Walks bei Monty Python über die Lyrik und Dichtung, Langgedichte nicht aussparend, bis zu den Prärien der Prosa und der ganzen Ästhetik der Langstreckenprobleme. Ein Camp auf dem Weg bei Bruce Chatwin und anderen Patrioten des ach so friedfertigen Nomadentums.
Die zweite Vorlesung beleuchtet „Die Grenzen der Grammatik – Literatur als Gelenktaschenlampe“. Es gibt das Erlaubte und es gibt das Mögliche, auch das ist ein Aspekt von Musils Möglichkeitssinn. Diese Räume sind aktuell in Umwälzung begriffen dank der Digitalisierung vieler Angelegenheiten. Dabei nimmt die Kontrolle letztlich nicht unbedingt zu, aber man wird die Lücken im System anderswo suchen müssen als zuvor. Ohne zu tief in die Cyberkriminalität zu dringen, wird hier über die Möglichkeiten in der Literatur reflektiert, dorthin zu leuchten, wo man grammatikalisch korrekt gar nicht hinkommt.
Die dritte Vorlesung „Tintenkilometer. Motorik und Denken“ nimmt Cottens Kanjistudium als plakatives Beispiel, um das Schreiben als Üben zu begreifen, im Hegelschen Sinn von Kunst als Übung fürs Leben.
Ann Cotten ist die neunte Dozentin der Stefan-Zweig-Poetikvorlesung, die an der Universität Salzburg eingerichtet wurde. Für die Autoren ist das Interesse an der Vermittlung zwischen den Kulturen ein zentraler Aspekt ihres künstlerischen Schaffens. Die Teilnahme an den Vorlesungen, Konversatorien und der Abendveranstaltung ist für alle Interessierten öffentlich zugänglich.
Vorlesungstermine:
Montag, 8. Mai, Dienstag, 9. Mai, Donnerstag, 11. Mai, 17 – 19 Uhr
Konversatorien
Mittwoch, 10. Mai, 13 – 15 Uhr, Freitag, 12. Mai, 10 – 14 Uhr
Mo 08. Mai 2017, 17:00 Uhr | |
UNIPARK, Erzabt-Klotz-Straße 1 | |
Eintritt frei | |
Mitveranstalter: Fachbereich Germanistik, Universität Salzburg |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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