Anna Kim
Anatomie einer NachtIn der Nacht vom 31. August auf den 1. September 2008 nehmen sich in einer kleinen Stadt im verarmten und weitgehend isolierten Osten Grönlands elf Menschen das Leben.
Anna Kim erzählt in ihrem Roman „Anatomie einer Nacht“ von den letzten Stunden dieser Menschen und von Grönland, diesem Land der Extreme, über dem so viel Kälte und tröstlicher Zauber zugleich liegt.
Anna Kim seziert präzise die Widersprüche und Brüche in den Lebensläufen einer gespaltenen Gesellschaft, die geprägt ist von einer Kolonialgeschichte zwischen Assimilation und Identitätsverlust. In der Kältezone der Stadt Amarâq bedeutet Liebe für die Menschen einzige Rettung und Erlösung, sie wird ihnen gerade deshalb gleichzeitig zum Verhängnis. Zentrale Befindlichkeit ist die Einsamkeit, die sich langsam ausbreitet und jeden infiziert, „der sie nicht leugnet, bis alle Bewohner Amarâqs den Keim einer tödlichen Krankheit in sich tragen.“
„Die lyrische Feinheit der Sprachführung und der souveräne Einsatz formaler Elemente erzeugen eine Sogkraft, die den Leser tatsächlich in die grönländische Nacht entführt. Und das soll keine Warnung sein, sondern ein Versprechen.” (Carsten Hueck, ORF)
Anna Kim, geboren 1977 in Südkorea, zog 1979 mit ihrer Familie nach Deutschland und schließlich weiter nach Wien, wo sie seit 1984 lebt. 1995 –2000 Studium der Philosophie und Theaterwissenschaft an der Universität Wien. Für ihre Veröffentlichungen erhielt sie zahlreiche Preise, ihr Roman „Die gefrorene Zeit“ (2008) wurde 2009 mit dem Heinrich-Treichl-Humanitätspreis des Österreichischen Roten Kreuzes und 2012 mit dem EU-Literaturpreis ausgezeichnet, 2009 erhielt sie den Österreichischen Förderungspreis für Literatur und 2010 das Robert-Musil-Stipendium. Zuletzt erschienen der Essay „Invasionen des Privaten“ (Literaturverlag Droschl 2011) und der Roman „Anatomie einer Nacht“ (Suhrkamp 2012). www.annakim.at
Do 28. Februar 2013, 20:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Vollpreis: 8,– € | Ermäßigt: 6,– € | Mitglied: 4,– € |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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