Anna Mitgutsch über Veza Canetti
Im Frühjahr 1999 erscheint ein wichtiger österreichischer Exilroman erstmals in Buchform: „Die Schildkröten“. Die Autorin heißt Veza Canetti, die den Roman im englischen Exil schrieb. Er handelt von gesellschaftlicher und politischer Unterdrückung, aber auch von der Unterdrückung einer Frau durch den Mann, und er ist ihr literarisches Hauptwerk! In seiner Autobiographie schwärmt Elias Canetti zwar von seiner schönen und intelligenten „Raben-Dame“, verschweigt aber ihre literarische Arbeit. Erst Jahrzehnte nach ihrem Tod werden Veza Canettis Werke in Buchform publiziert. Als engagierter Sozialistin waren ihre Publikationsmöglichkeiten in den dreißiger Jahren beschränkt. Unter den Pseudonymen Veza Magd, Veronika Knecht und Martha Murner erschienen Erzählungen in der „Arbeiter-Zeitung“. Sie sind lakonisch und pointiert erzählt, nie sentimental, und dennoch parteilich. An diesem Abend wird Anna Mitgutsch Leben und Werk von Veza Canetti präsentieren und Ausschnitte aus ihren Texten lesen. Anna Mitgutsch, geboren 1948 in Linz, Studium der Anglistik und Germanistik an der Universität Salzburg, Lehrtätigkeiten in Korea und Amerika, u.a. New York und Boston. Lebt seit 1985 als Schriftstellerin, Essayistin und Literaturkritikerin bei Linz. Zahlreiche Preise. Buchveröffentlichungen: „Die Züchtigung“ (1985), „Das andere Gesicht“ (1986), „Ausgrenzung“ (1989), „In fremden Städten“ (1992), „Abschied von Jerusalem“ (1995). Veza Canetti, geboren 1897 in Wien, 1934 Heirat mit Elias Canetti, 1938 Emigration nach London, wo sie 1963 stirbt. Zahlreiche Veröffentlichungen in der „Arbeiter-Zeitung“. Im Carl Hanser Verlag erschienen: „Die gelbe Straße“ (Roman, 1990), „Der Oger“ (Ein Stück, 1991), „Geduld bringt Rosen“ (Erzählungen,1992), „Die Schildkröten“ (Roman,1999).
Büchertisch: Rupertusbuchhandlung
Mi 02. Juni 1999, 20:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |

Nahaufnahmen 28
Nahaufnahmen 28 geben Einblick in ausgezeichnete und neue Literatur in und aus Salzburg.
Am Beginn steht diesmal die geniale Georg-Trakl-Preisträgerin Brigitta Falkner – ihr Text ist nicht vom Bild zu trennen. Die Laudatio von Oswald Egger ist als work in progress in unserer Zeitschrift abgebildet. Mit drei Vorabdrucken – Bodo Hell, Anna-Elisabeth Mayer und Gudrun Seidenauer – können Sie in kommende Bücher hineinlesen, sowie in aktuell entstehende Gedichtzyklen – Tom Schulz, Christian Lorenz Müller und Roswitha Klaushofer. Und noch einiges mehr gibt es zu entdecken. Nachlesen können Sie außerdem drei Texte, die Cornelia Travnicek, Didi Drobna und Katharina Tiwald ...
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