Aufgeblättert: Literatur als Gedächtnis
Aufgeblättert im Oktober wird ein Thema, das in den Lesungen und Veranstaltungen des Literaturforums Leselampe im Herbst im Mittelpunkt steht: Literatur als Gedächtnis und Erinnerung. Lily Brett hat in ihrem Roman „Einfach so“ die Geschichte einer Frau erzählt, die als Kind von Überlebenden des Holocaust im New York der Gegenwart immer wieder von dieser Geschichte eingeholt wird, die sie selbst nicht erlebt hat. „Aber sie hatte bereits in frühester Kindheit etwas begriffen, was alle Überlebenden wußten: Ein Leben existierte immer auf Kosten eines anderen. Wenn ein Mensch lebte, dann starb ein anderer. Sie lebte, weil andere gestorben waren.“ Auch die beiden österreichischen Schriftsteller Robert Schindel und Doron Rabinovici erzählen in ihren Büchern aus der Perspektive der Nachgeborenen von Überlebenden voll hintergründigem Witz und Humor von den Abgründen eines solchen Lebens. Neben Textausschnitten dieser Autoren, die Interesse für die Lektüre wecken sollen, werden auch einige Beispiele jener Überlebenden vorgestellt werden, die ihre Erfahrungen im KZ literarisch zu bewältigen versucht haben, von Jean Améry bis Ruth Klüger.
Mi 28. Oktober 1998, 20:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Moderation: Christa Gürtler |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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