Berta Zuckerkandl | Flucht! Von Bourges nach Algier im Sommer 1940
Lesung: Heilwig Pfanzelter
Präsentation mit den Herausgeberinnen Theresia Klugsberger und Ruth Pleyer.
Der sogenannte „Anschluss“ Österreichs am 13. März 1938 bedeutete für tausende Menschen, vor allem jene jüdischer Herkunft, in der Folge Flucht, Vertreibung und Ermordung. Auch Berta Zuckerkandl, österreichische Autorin und Salonnière, floh im März 1938 von Wien nach Frankreich. Im Juni 1940 entschloss sich die 76-Jährige zu einer weiteren Flucht. Der Bericht ihres Entkommens, den sie kurz nach ihrer Ankunft in Algier für das Tagebuch ihres Enkels Emile verfasste, ist ein berührendes Zeugnis der Stadien und Strapazen einer Flucht vor dem Nationalsozialismus und eines Lebensabschnitts Berta Zuckerkandls, über den wir so gut wie nichts wissen.
Berta Zuckerkandl (1864–1945) war Journalistin und Schriftstellerin. Bis heute bekannt ist sie als Betreiberin eines Wiener Salons für Künstler und Wissenschafter um 1900. Dass sie auch bei der Gründung der Salzburger Festspiele eine nicht unwichtige Rolle spielte, ist bis heute viel zu wenig gewürdigt.
Von Berta Zuckerkandl sind neben ihren journalistischen Arbeiten ihre Erinnerungen, Aufzeichnungen und Memoiren bis 1939 zugänglich. Der Bericht ihrer Flucht aus dem besetzten Frankreich nach Nordafrika stellt einen besonderen Glücksfall dar, ihre Memoiren um eine bisher gänzlich unbekannte Facette zu erweitern. Zugänglich gemacht wird mit dieser wichtigen Veröffentlichung nicht nur der Text, sondern auch das komplette Faksimile des Tagebuches, das Teil des soeben von der Österreichischen Nationalbibliothek angekauften Archivs Emile Zuckerkandls ist.
Die beiden Herausgeberinnen, die Literaturwissenschafterin Theresia Klugsberger und die Provenienzforscherin Ruth Pleyer, präsentieren das Buch, die bekannte Wiener Schauspielerin und Chanteuse Heilwig Pfanzelter liest aus dem einzigartigen Fluchttagebuch.
So 10. März 2013, 11:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
€ 10/8/6 | |
Einführung: Theresia Klugsberger, Ruth Pleyer, Heilwig Pfanzelter | |
Mitveranstalter: Zentrum für jüdische Kulturgeschichte |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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