Brigitta | VERSCHOBEN
Adalbert Stifter„Es gibt oft Dinge und Beziehungen in dem menschlichen Leben, die uns nicht sogleich klar sind, und deren Grund wir nicht in Schnelligkeit hervor zu ziehen vermögen.“ So beginnt Adalbert Stifters Novelle Brigitta. Darin folgt der bedeutendste österreichische Prosaautor des 19. Jahrhunderts dem dichterischen Grundsatz „Erzählen als Erkennen“: der Blick und die genaue Anschauung, die Aufschluss über die Welt geben.
Der Sprache Stifters, die – wie Peter Handke schreibt – eine „Langsamkeit der stillen und sanften Prozession seiner Dinge, Landschaften, Helden“ auszeichnet, folgt Dagmar Knöpfel in ihrer Verfilmung: Ein junger Maler macht sich auf, seinen Freund in Ungarn zu besuchen; die Betrachtung der Landschaft, die ihn umgibt, führt ihn auf Umwegen zu dem abgeschiedenen Landgut seines Freundes, der in erfüllter Einsamkeit zu leben scheint. Das Geheimnis, das an die Oberfläche tritt, hat mit der rätselhaften Reiterin Brigitta zu tun, die den Maler auf den richtigen Weg geführt hat. In einer Nebenrolle zu sehen: der später als Autor erfolgreiche Händl Klaus.
Manfred Mittermayer führt ein Gespräch mit der Regisseurin Dagmar Knöpfel.
D/HU 1994; Regie/Drehbuch: Dagmar Knöpfel; Kamera: Gurbán Miklós; Musik: Lajos Wohner;
mit: Carl Achleitner, Eva Igo, Tamás Jordán, Klaus Händl u.a.; 80 Min.
Mi 09. Dezember 2020, 19:30 Uhr | |
DAS KINO, Giselakai 11 | |
Vollpreis: Kartenpreis DAS KINO / Mitglied: Eintritt frei | |
Reservierung: T. 0662 873100 15 | |
Einführung: Manfred Mittermayer | |
Mitveranstalter: DAS KINO |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
Aktuelle Ausgabe bestellen SALZ 196