Das liebe Geld. Wirtschaftswelt im Spiegel der Literatur
Geld ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Alltags, ob als Mangel oder im Überfluss vorhanden, ob auf ehrliche oder betrügerische Weise erworben, ob um seiner selbst willen angehäuft oder verschwenderisch ausgegeben – die dem Geld jeweils eingeräumte Bedeutung bestimmt den Charakter von Menschen, ihre Handlungsweisen, ihr soziales Verhalten.
Der Wechsel von arm zu reich oder umgekehrt, der Verlust eines Vermögens, ob verschuldet oder unverschuldet, bildet durch die Jahrhunderte ein spannungsreiches Thema in der Literatur. Deregulierungsprozesse des bürgerlichen Geschäftslebens, wie sie sich am Ende des 19. Jahrhunderts abzeichnen, verbergen sich oft hinter einem Familienroman, so in Thomas Manns „Buddenbrooks“. Der Bruch mit den Usancen des Wirtschaftslebens und die Entwicklung in Richtung Monopolkapitalismus sind große Themen in der Literatur der 1920er Jahre. Kriegsgewinnler und Börsenspekulanten, Schieber und Geschäftemacher in der Grauzone zur Illegalität gehören zum literarischen Personal der Zwischenkriegszeit. Heute heißen sie Anlageberater und Fondmanager, Investment-Banker – seit neuestem auch wieder Hochstapler. Denn je deregulierter soziale Systeme sind, umso unschärfer wird die Grenze zur Kriminalität.
Literatur greift speziell in Krisenzeiten das Thema gesellschaftlicher Brüche und Widersprüche auf. So nähern sich Gegenwartsautoren der Frage nach den Funktionsmechanismen dieser Finanzwelten und den daraus resultierenden Konsequenzen, u.a. Elfriede Jelinek und Kathrin Röggla. Beim Literaturfrühstück – wie immer bei Kaffee und Gebäck – wird Ilse Gottschall einen Einblick in das Thema vermitteln und Leseanregungen geben.
Do 03. Februar 2011, 10:30 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
Aktuelle Ausgabe bestellen SALZ 196