Der andere Hugo Bettauer
Der Journalist und Schriftsteller Hugo Bettauer (geb. 1872 in Baden bei Wien) lebte zunächst ein unstetes Leben und wanderte schließlich in die USA aus. 1908 kehrte Bettauer nach Österreich zurück. Hier blieb er und wurde zum Bestseller-Autor. Die von ihm herausgegebenen Zeitschriften „Er und Sie“ und „Bettauers Wochenschrift“ empörten die politische Öffentlichkeit, da sie sehr offen Erotik und Sexualität thematisierten und für eine Straffreiheit homosexueller Beziehungen und gegen das Abtreibungsverbot eintraten. Eine antisemitisch und nationalsozialistisch motivierte Hetzkampagne endete 1925 in einem Attentat in Wien, dessen Folgen Bettauer erlag.
Für Hugo Bettauers berühmten Roman (1922) und den darauf basierenden Film „Die Stadt ohne Juden“ (1924) werden oft Zuschreibungen wie „prophetisch“ oder „dystopisch“ verwendet, als ob Bettauer die Massenvernichtung der europäischen Juden vorhergesehen hätte. Hannes Sulzenbacher diskutiert anhand des literarischen Werks und Filmausschnitten die damit verbundenen Fragen, wie ein satirischer Roman und Film den Antisemitismus der Wiener Politik und Gesellschaft der Zwanziger Jahre beschreiben und wie eine alberne Satire zum literarischen Mahnmal wurde.
Hannes Sulzenbacher, seit 2022 Chefkurator des Jüdischen Museums Wien, 1998-2004 (Co-)Leitung des Kultur- und entertainment-Festivals „Wien ist andersrum”, Gründer und seit 2024 kuratorischer Leiter von „QWIEN – Zentrum für queere Kultur und Geschichte“ in Wien, 2014-2021 Leiter des kuratorisch-wissenschaftlichen Teams für die Neugestaltung der österreichischen Ausstellung im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau.
| Mo. 01. Dezember 2025, 19:30 Uhr | |
| Literaturhaus | |
| Eintritt frei | |
| Reservierung: T. 0662 422 411 oder karten@literaturhaus-salzburg.at | |
| Mitveranstalter: Programmbereich „Figurationen des Übergangs“ am Interuniversitären Schwerpunkt Wissenschaft & Kunst, HOSI | |
| Büchertisch: Rupertus Buchhandlung |
SALZ 200/20150 Jahre SALZ
Wozu „SALZ“? 50 Jahre später –– Die Kunst der Literaturzeitschrift, so der Titel für das SALZ-Geburtstagsfest zum Jubiläum, weist einerseits auf die Verbindung von bildender Kunst und Literatur seit dem ersten Erscheinen von SALZ und verdeutlicht andererseits, was Literaturzeitschriften (Autor:innen, Künstler:innen und Herausgeber:innen) können: mit Sprache neue Welten schaffen, der literarischen Tradition kritisch verbunden, den dunklen und hellen Seiten in der Geschichte und politischen Fragestellungen gegenüber aufmerksam und offen bleiben.
Vieles hat sich geändert in 50 Jahren. Die Literatur hat ihren Stellenwert in der Stadt der Musik behauptet, viele ...
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