„Der fremde Blick“
Zur Poetik von Herta Müller
„Literatur ist ein fades Wort. (…) Der Literatur bin ich keine Sätze schuldig, sondern mir selber bin ich Sätze schuldig. Mir selber und mir allein, weil ich das, was mich umgibt, sagen können will.“
Das Dorf im Banat, in dem Herta Müller als Angehörige der deutschsprachigen Minderheit aufgewachsen ist, das Rumänien unter Ceaucescu, die Erfahrung von Diktatur, Demütigung, Verfolgung, Todesdrohungen und zum Verschwinden gebrachter Freunde. Das Wissen darum, wie die kleinteilige Zerstörung des Einzelnen in einem totalitären System funktioniert, wie dieses System bis ins Privateste greift, wie es selbst die Wörter des Alltags korrumpiert –
das sind die existentiellen Voraussetzungen, von denen Herta Müllers Texte sich herschreiben und die sie in unterschiedlichsten Formen in Sprache gefasst hat, immer im Bewusstsein, dass Erleben, Erinnern und Sprache nicht deckungsgleich sind. „Wirklich Geschehenes lässt sich niemals eins zu eins mit Worten fangen. Um es zu beschreiben, muß es auf Worte zugeschnitten und gänzlich neu erfunden werden. … Und im Erfundenen schimmert das Wirkliche durch, gerade weil es nicht formuliert ist.“
Die eigenständige Poetik Herta Müllers, ihre Übersetzung von Erfahrung in eine „Wahrnehmung, die sich erfindet“, steht im Zentrum dieses Literaturfrühstücks und wird, wie immer bei Kaffee und Kipferln, von der Literaturvermittlerin und Autorin Petra Nagenkögel anhand von Ausschnitten aus Herta Müllers Romanen, Essays und Collagen vermittelt.
Do. 04. April 2019, 10:30 Uhr | |
Literaturhaus | |
Vollpreis: 6,– € | Ermäßigt: 4,– € | Mitglied: 4,– € |

Nahaufnahmen 30
Am Beginn stehen zwei Abschiede – der Salzburger Schriftsteller Walter Kappacher ist am 24. Mai dieses Jahres verstorben, Bodo Hell wird seit 9. August am Dachstein vermisst. Beide auf ihre Weise so prägenden Autoren wollen wir in Erinnerung behalten. In der ersten SALZ-Ausgabe 1975 hat Hans Weichselbaum mit Walter Kappacher ein Interview geführt, das wesentliche Züge seines Schreibens zur Sprache bringt, hier lesen Sie einen Wiederabdruck. Weggefährt:innen von Bodo Hell, der in so vielen Künsten unterwegs war, haben wir um Beiträge gebeten, die seine Literatur, die nicht von seinem Leben zu trennen ist, würdigen. /// Gratulieren können wir ...
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