„Der fremde Blick“
Zur Poetik von Herta Müller
„Literatur ist ein fades Wort. (…) Der Literatur bin ich keine Sätze schuldig, sondern mir selber bin ich Sätze schuldig. Mir selber und mir allein, weil ich das, was mich umgibt, sagen können will.“
Das Dorf im Banat, in dem Herta Müller als Angehörige der deutschsprachigen Minderheit aufgewachsen ist, das Rumänien unter Ceaucescu, die Erfahrung von Diktatur, Demütigung, Verfolgung, Todesdrohungen und zum Verschwinden gebrachter Freunde. Das Wissen darum, wie die kleinteilige Zerstörung des Einzelnen in einem totalitären System funktioniert, wie dieses System bis ins Privateste greift, wie es selbst die Wörter des Alltags korrumpiert –
das sind die existentiellen Voraussetzungen, von denen Herta Müllers Texte sich herschreiben und die sie in unterschiedlichsten Formen in Sprache gefasst hat, immer im Bewusstsein, dass Erleben, Erinnern und Sprache nicht deckungsgleich sind. „Wirklich Geschehenes lässt sich niemals eins zu eins mit Worten fangen. Um es zu beschreiben, muß es auf Worte zugeschnitten und gänzlich neu erfunden werden. … Und im Erfundenen schimmert das Wirkliche durch, gerade weil es nicht formuliert ist.“
Die eigenständige Poetik Herta Müllers, ihre Übersetzung von Erfahrung in eine „Wahrnehmung, die sich erfindet“, steht im Zentrum dieses Literaturfrühstücks und wird, wie immer bei Kaffee und Kipferln, von der Literaturvermittlerin und Autorin Petra Nagenkögel anhand von Ausschnitten aus Herta Müllers Romanen, Essays und Collagen vermittelt.
Do. 04. April 2019, 10:30 Uhr | |
Literaturhaus | |
Vollpreis: 6,– € | Ermäßigt: 4,– € | Mitglied: 4,– € |

Konfliktfelder
Seit den Anfängen der Literatur ist Krieg eines ihrer zentralen Themen – das Gilgamesch-Epos und die Ilias seien genannt. Kriege waren auch in den Jahrzehnten des Friedens, in denen sich Europa wähnte, vielfach Realität – wenn sie auch Konflikt genannt wurden. Konflikte und Kriege finden nicht nur zwischen Staaten, Nationen, Ethnien, sondern auch im alltägllichen Miteinander statt, Familien und Beziehungen sind ein weites Feld. Und doch oder gerade deswegen ist es wichtig, diese Konfliktfelder zu betrachten – die Literatur schaut genau hin. Ines Schütz und Manfred Mittermayer tun es auch – mit ihrem Programm der 54. Rauriser Literaturtage. ...
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