Die Macht der Opfer. Beziehungsfallen bei Thomas Bernhard

„Das Weibliche ist von Natur aus verräterisch. Es untergräbt und unterminiert. Ist Gift für den männlichen Geist.“ (Frost) „Die Frauen tauchen auf und klammern sich an einen und ruinieren einen.“ (Beton) Auf Grund solcher und ähnlicher Sätze, die aus dem Werkzusammenhang gerissen und oft als Meinung des Autors zitiert wurden, ist Bernhard in die Nachfolge von Otto Weininger („Geschlecht und Charakter“) gerückt worden. Auch Ria Endres’ vielgelesenes Buch „Am Ende angekommen“ hat dazu beigetragen, daß Thomas Bernhard als Frauenfeind etikettiert wurde. Durch dieses (Vor-)Urteil ist der Blick auf die Texte aber eher verstellt als erhellt worden. Bernhard liefert in seinen Werken präzise Mikroanalysen von Macht- und Abhängigkeitsverhältnissen zwischen den Geschlechtern und zwischen den Generationen. Je genauer man seine Texte liest, desto fragwürdiger und uneindeutiger werden die Zuschreibungen von Opfer- und Täterschaft. Auch wenn die Figuren in destruktiven und oft ausweglosen Beziehungsfallen gefangen scheinen, so schöpfen sie aus ihren Verstrickungen doch einen mitunter geradezu sadomasochistischen Lustgewinn. Nur selten durchbricht eine Figur den Wiederholungszwang. Sensibilisiert wurde Bernhards Wahrnehmung für solche „Kollusionen“ (J. Willi) wohl durch seine eigene verquere Familiengeschichte, die er in seinen autobiographischen Erzählungen beschrieben hat. Beim Literaturfrühstück – wie immer bei Kaffee und Gebäck – wird Renate Langer, Literaturwissenschafterin in Salzburg, anhand von Textbeispielen das Thema „Die Macht der Opfer“ exemplarisch am Werk von Thomas Bernhard aufblättern.
Do 10. Januar 2002, 10:30 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |

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