Elfriede Czurda
KernerDas Thema ist nach wie vor verdrängt und tabuisiert: Die elfjährige Tochter Edith ist schwanger: geschwängert vom eigenen Vater, dem Masseur Kerner, der „als Hebel und Knebel der Familienwohlfahrt“ dank väterlicher Autorität die Sonntagsruhe in der Familie aufrecht erhält. Elfriede Czurda erzählt aus der Perspektive der Verdrängung. Kerner begibt sich auf Abenteuerurlaub in die Bergwelt, die er als ebenso rein und ideal imaginiert wie die klischeehaften Tugenden einer Kameraderie, die unterwürfig auf ihren Gruppenführer starrt. Er hofft, die ungeheuerliche Tat, das verschwiegene Sexualdelikt, aus seinem Bewusstsein zu drängen. Ideologiekritisch denunziert Elfriede Czurda sprachlich in ihrem „Abenteuerroman“ – so der Untertitel – männliches Herrschaftsdenken, das die Natur und die Frau gleichermaßen als Objekte beschreibt. Erstmals 1987 veröffentlicht, wurde das Werk für die Neuausgabe um einen Text erweitert. In „Eine politische Affäre“ tritt die Rolle der in der prekären familiären Dreieckskonstellation keineswegs so unbeteiligten Frau in den Blick eines Mädchens, das nach mütterlichem Vorbild geprägt wird. Elfriede Czurda, geboren 1946 in Wels, lebt als freie Schriftstellerin in Wien. Ihr breit gefächertes Werk umfasst Prosa, Gedichte, Essays und Hörspiele. Zuletzt erschienen in der Edition Korrespondenzen die erweiterte Neuauflage von „Kerner“ (2009) und der Gedichtband „dunkelziffer“ (2010).
Fr. 05. November 2010, 18:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Mitveranstalter: Universität Salzburg, Forschungsplattform Gender Studies |

Nahaufnahmen 30
Am Beginn stehen zwei Abschiede – der Salzburger Schriftsteller Walter Kappacher ist am 24. Mai dieses Jahres verstorben, Bodo Hell wird seit 9. August am Dachstein vermisst. Beide auf ihre Weise so prägenden Autoren wollen wir in Erinnerung behalten. In der ersten SALZ-Ausgabe 1975 hat Hans Weichselbaum mit Walter Kappacher ein Interview geführt, das wesentliche Züge seines Schreibens zur Sprache bringt, hier lesen Sie einen Wiederabdruck. Weggefährt:innen von Bodo Hell, der in so vielen Künsten unterwegs war, haben wir um Beiträge gebeten, die seine Literatur, die nicht von seinem Leben zu trennen ist, würdigen. /// Gratulieren können wir ...
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