Elfriede Gerstl – Meisterin der Beiläufigkeit
Auf einer ihrer Karten, die Elfriede Gerstl (1932 – 2009) gerne an Freundinnen und Freunde verteilte, heißt es, Wittgenstein variierend: „alles was man sagen kann/ kann man auch beiläufig sagen“. Ein Satz, den man schon in ihrem ersten und einzigen Roman „Spielräume“ (1977) finden kann und der sehr gut das Schreiben einer der wichtigsten Autorinnen der österreichischen Literatur nach 1945 charakterisiert.
Elfriede Gerstl überlebte als Kind jüdischer Herkunft gemeinsam mit ihrer Mutter die Jahre der nationalsozialistischen Verfolgung in verschiedenen Wohnungen als „U-Boot“. In ihren Texten erweist sich die Wiener Dichterin als selbstironische und präzise Protokollantin des alltäglichen Lebens mit seinen Unzumutbarkeiten. Das schmale Werk der engagierten Feministin und Kleidersammlerin erschien in verschiedenen Verlagen. Doch auch wenn sie spät einige Preise erhielt (u.a. Erich-Fried-Preis und Georg-Trakl-Preis 1999), blieb sie zeitlebens eine Außenseiterin im Literaturbetrieb.
Aus Anlass ihres 80. Geburtstags erscheint ein Band der Reihe Profile: Elfriede Gerstl – „wer ist denn schon zu hause bei sich” mit Beiträgen von Literaturwissenschafter/inne/n und Kolleg/ inn/en mit Lebensdokumenten, ihrem Werk, und es bezieht erstmals ihren Nachlass im Österreichischen Literaturarchiv der Nationalbibliothek mit ein. Gleichzeitig wird der erste Band der vierbändigen Werkausgabe, der ihre ersten Buchpublikationen enthält, erscheinen: „Mittellange Minis“.
Beim Literaturfrühstück – wie immer bei Kaffee und Gebäck, solange der Vorrat reicht – wird Christa Gürtler, Mitherausgeberin des Profile-Bandes (gem. mit Martin Wedl) und der Werkausgabe (gem. mit Helga Mitterbauer) Einblicke in Leben und Werk von Elfriede Gerstl vermitteln.
Di 14. Juni 2016, 10:30 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Vollpreis 5,- € | Ermäßigt 4,- € | Mitglied 3,- € |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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