Emine Özdamar
Seltsame Sterne starren zur Erde„Seltsame Sterne starren zur Erde,/Eisenfarbene mit Sehnsuchtsschweifen,/Mit brennenden Armen die Liebe suchen ….“ Das sind Gedichtzeilen von Else Lasker-Schüler, die eine junge türkische Schauspielerin in einer Berliner Wohngemeinschaft Mitte der 70er Jahre auswendig lernt. In das Berlin der Aufbrüche hat es die Ich-Erzählerin aus Istanbul gezogen, noch niedergedrückt von Erinnerungen an die Militärdiktatur im eigenen Land, aber mit einem großen Traum: das Theater Bertolt Brechts an der Ostberliner Volksbühne kennenzulernen. Mit umwerfendem Witz erzählt Emine Sevgi Özdamar mit dem Blick der Fremden vom Leben ihrer Mitbewohner in einer Wohngemeinschaft, von den türkischen Nachbarn, den politischen Ereignissen des „Deutschen Herbstes“, von Liebesgeschichten und vor allem von ihrer großen Liebe zum Theater Heiner Müllers und Benno Bessons.
Emine Sevgi Özdamar, geboren in der Türkei, 1967-69 Schauspielschule in Istanbul. 1976 Regiearbeit an der Ostberliner Volksbühne bei Benno Besson und Matthias Langhoff. Danach Schauspielerin am Bochumer Schauspielhaus, Filmrollen u.a. in „Yasemin“ von Hark Bohm und „Happy Birthday, Türke“ von Doris Dörrie. Eigene Stücke: „Karagöz in Alamania“ (1982), „Keloglan in Alamania“ (1991) und „Noahi“ (2001). Für ihre Prosawerke erhielt sie zahlreiche Preise, u.a. Ingeborg-Bachmann-Preis 1991, Adalbert-von-Chamisso-Preis 1999. Ihre Bücher „Mutterzunge“ (1990), „Das Leben ist eine Karawanserei“ (1992), „Die Brücke vom Goldenen Horn“ (1998), „Der Hof im Spiegel“ (2001) und „Seltsame Sterne starren zur Erde“ (2003) erscheinen im Verlag Kiepenheuer & Witsch.
Di 29. April 2003, 20:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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