Evelyn Grill
Ins OhrDas Ausgangsszenario der Erzählung „Ins Ohr“ ist ungewöhnlich. Zum 20. Hochzeitstag lädt der Ehemann die Gattin zu einem feinen Abendessen, erhebt sein Glas und verkündet: „Ich nehme die heutige Gelegenheit wahr, dir zu sagen, daß ich die Absicht habe, mich von dir zu trennen. Deshalb möchte ich mit dir auf die Jahre anstoßen, die noch vor uns liegen und die wir getrennt voneinander verbringen werden.“ Elfriede Schweiger, Mutter eines erwachsenen Sohnes, ist zweiundfünfzig Jahre alt, als sie von ihrem Mann verlassen wird, weil er Ruhe und Abgeschiedenheit möchte. Ins Ohr einer Zuhörerin/Leserin erzählt die Protagonistin von den beiden Lebensjahren seit dem Hochzeitstag. Distanziert, lakonisch und voller Ironie läßt sie in ihrem Monolog die Zeit des Umbruchs und Aufbruchs Revue passieren, wirbt ohne jedes Selbstmitleid um Verständnis für ihre Hoffnungen und Enttäuschungen, erzählt von ihren Ängsten und Krankheiten, aber auch von ihrem neu errungenen Selbstbewußtsein. „Ihr Text ist eine höllische Puppenstube, ihre Figuren sind diabolische Barbies. Grills atemlose Satzkaskaden waschen beim Leser jedes Gefühl, Mitleid zumal, heraus.“ (Samuel Moser, NZZ)
Evelyn Grill, geboren bei Steyr/OÖ., lebt nach ihrem Jusstudium in Linz seit 1986 in Deutschland und wohnt jetzt in Freiburg im Breisgau. Zuletzt erschienen die Erzählungen „Wilma“ (1994), „Hinüber“ (1999) und „Ins Ohr“ (2002) im Suhrkamp Verlag.
Mi. 11. Juni 2003, 20:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |

Konfliktfelder
Seit den Anfängen der Literatur ist Krieg eines ihrer zentralen Themen – das Gilgamesch-Epos und die Ilias seien genannt. Kriege waren auch in den Jahrzehnten des Friedens, in denen sich Europa wähnte, vielfach Realität – wenn sie auch Konflikt genannt wurden. Konflikte und Kriege finden nicht nur zwischen Staaten, Nationen, Ethnien, sondern auch im alltägllichen Miteinander statt, Familien und Beziehungen sind ein weites Feld. Und doch oder gerade deswegen ist es wichtig, diese Konfliktfelder zu betrachten – die Literatur schaut genau hin. Ines Schütz und Manfred Mittermayer tun es auch – mit ihrem Programm der 54. Rauriser Literaturtage. ...
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