Fortuna, Idylle, Augenblick

Die Literaturwissenschaft steht der Frage nach dem Glück in der Literatur eher reserviert gegenüber. Ist das Glück also kein guter Stoff für Dichter, um mit Robert Walser zu sprechen? Und fordert nur das Unglück die Sprache heraus? Dies scheint auf den ersten Blick so zu sein, dennoch ist die Literatur aber auch der Ort, an dem – bei aller ästhetischen Nachdenklichkeit und Skepsis – das Glück immer wieder zum Thema wird. Es ist auf die „dialektische“ Struktur des Glücks (Georg Kamphausen) zurückzuführen, dass dies oft in Verbindung mit Unglück, Leid und Verzweiflung geschieht. Diese Doppelgesichtigkeit spiegelt sich schon im deutschen Wort „Glück“ wider, das ursprünglich den günstigen wie ungünstigen Ausgang eines Geschehens meint. Mit der Herausbildung des Wortes „Unglück“ ist „Glück“ nun zwar positiv konnotiert, die Ambivalenz ist dem Begriff aber bis heute erhalten geblieben, fallen doch im Deutschen Glück-Haben und Glücklich-Sein, fortuna und beatitudo, in einem Wort zusammen. Die historisch-anthropologische Systematik, in deren Rahmen das Glück gedacht wurde, nämlich in Zusammenhang mit dem Schicksal und dem Zufall, dem Unglück, der Identität und der Zeit, findet ihren Niederschlag in literarischen Genres wie der Idylle und dem Märchen, in Allegorien wie der Fortuna/Tyche, in Figuren wie Hans im Glück und in Strukturen wie dem besonderen, enthobenen Augenblick. Diese formale wie inhaltliche Komplexität der Glücksdarstellung in der deutschsprachigen Literatur wird die Germanistin Ulrike Tanzer in diesem Literaturfrühstück, wie immer bei Kaffee und Gebäck, solange der Vorrat reicht, anhand ausgewählter Texte in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung rücken.
Do 08. Januar 2009, 10:30 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |

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