Gerda Hoffer
Nathan Ben Simon und seine KinderGerda Hoffer hat in den vergangenen 20 Jahren ihr Leben mit bewundernswerter Akribie der Erforschung von jüdischen Lebensschicksalen gewidmet. In ihrem Roman „Nathan Ben Simon und seine Kinder“ führt uns Gerda Hoffer durch nicht weniger als 13 Generationen ihrer eigenen Familie, zu denen u. a. der Physik-Nobelpreisträger Wolfgang Pauli und der Begründer der Logotherapie, Viktor E. Frankl, zählen. Sie erzählt von Ghettoleben und Emanzipation, von Rabbinern, Ledermachern, Professoren, von Krieg und Frieden, Verfolgung und Exil. Ebenso faszinierend und bewegend sind ihre literarischen Porträts jüdischer Frauen, von Dahyia Cahena, Königin der jüdischen Berber, bis zu Lina Stern, Mitglied der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften, die unter dem Titel „Zeit der Heldinnen. Lebensbilder außergewöhnlicher jüdischer Frauen“ in diesem Jahr erschienen sind. Gerda Hoffer wird aus ihrem Roman „Nathan Ben Simon“ über Abraham Utitz, der als erster der Familie das Ghetto verlassen konnte, und aus ihren Frauenporträts das Kapitel über Sara, die Judenärztin von Würzburg, lesen. Karl Müller wird anschließend ein Gespräch mit der Autorin führen.
Gerda Hoffer, geboren 1921 in Wien, Tochter des Schriftstellers Stefan Pollatschek und seiner Frau Ilka Lion; Begegnungen mit Ernst Waldinger, Elias Canetti und Theodor Kramer, 1938 Emigration nach England, Studium der Vergleichenden Religionswissenschaften, Arbeit in der Erwachsenenbildung. Nach dem Tod ihres Mannes 1978 Immigration nach Israel, lebt in Jerusalem. Zahlreiche Publikationen, u.a. „Nathan Ben Simon und seine Kinder“ (1996), „Zeit der Heldinnen“(1999), beide dtv.
Do 30. September 1999, 20:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Moderation: Karl Müller |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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