Gertraud Klemm
HippocampusElvira übernimmt eine schwierige Aufgabe: Ihre Freundin Helene Schulze, längst vergessene Autorin der feministischen Avantgarde, ist verstorben und nun gilt es, ihren Nachlass aufzuarbeiten und ihr ein Denkmal zu setzen: „Helene Schulze ist noch zu Lebzeiten eine von diesen Toten geworden, mit denen sich junge Germanisten beschäftigen sollen, aber nicht müssen“. Unversehens gerät Elvira in die Marketingmaschinerie, der sich Helene ausgesetzt sehen musste, und entscheidet schließlich, mit dem Kameramann Adrian auf einer Reise durch Österreich die verzerrte Biografie ihrer Freundin richtigzustellen – was als Rachefeldzug beginnt, wird schließlich zu einem Kreuzzug gegen Bigotterie und Sexismus.
Gertraud Klemm gelingt ein zynisch treffender Kommentar zur Funktionsweise des Buchmarktes, Kulturbetriebs; dabei wirft die Autorin einen gnadenlosen Blick auf die Akteurinnen und Akteure des Betriebs und bricht das Narrativ rund um den literarischen, männlich geprägten Geniekult auf.
Gertraud Klemm, geb. 1971 in Wien, Biologiestudium, Gutachterin bei der Stadt Wien, seit 2006 freie Autorin. Mit ihrem Roman „Aberland“ stand sie 2015 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Zahlreiche Preise und Stipendien, u.a. Wiener Literatur Stipendium, Publikumspreis beim Bachmannpreis 2014. Nach ihrem Debütroman „Herzmilch“ (Literaturverlag Droschl, 2014) erschienen zuletzt die Romane „Muttergehäuse“ (Verlag Kremayr & Scheriau 2016) und „Erbsenzählen“ (Literaturverlag Droschl 2017).
Mi 18. September 2019, 19:30 Uhr | |
Literaturhaus | |
Vollpreis: 8,– € | Ermäßigt: 6,– € | Mitglied: 4,– € | |
Reservierung: Tel. 0662/42 27 81 | |
Büchertisch: Rupertus Buchhandlung |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
Aktuelle Ausgabe bestellen SALZ 196