Hanna Johansen
Die Universalgeschichte der MonogamieDie halbe Weltliteratur dreht sich um das Thema: Ist lebenslange Treue möglich? Hanna Johansen hat die Figur der Sophia Schneider geschaffen, die das Forschungsprojekt „Universalgeschichte der Monogamie“ durchzuführen hat. „Monogamie interessiert mich eigentlich gar nicht. Ich habe es Kellermann gesagt. Mit diesen Worten. Ich habe es wohl zu spät gesagt“, so beginnt das erste Kapitel des Romans. Erst im vierten Kapitel ist das Vorwort zu lesen. Hanna Johansen weiß, was man erwartet. Ganz zu Beginn eines Buches hat das Vorwort zu stehen – und deswegen ist ihres erst im vierten Kapitel zu finden. Diese Grundhaltung, genau das Gegenteil von dem zu tun, was von einem erwartet wird, ist in diesem Roman immer wieder zu finden. Sophia Schneider hat kein Interesse an der Monogamie, muß sich trotzdem damit beschäftigen und beginnt zuerst beim monogamen Verhalten von Vögeln. Doch irgendwie stimmt dabei etwas nicht. Die Vögel bekommen immer menschlichere Züge, und es schleicht sich heimlich Persönliches in die wissenschaftliche Studie. Wie hält es eigentlich Kellermann mit der Monogamie? Und Tante Lena? Und viele andere Gestalten, die im Roman vorkommen? Aufgeweckt, liebevoll und ironisch wandert Hanna Johansen durch das mehr oder weniger monogame Verhalten ihrer Figuren.
Hanna Johansen, geboren 1939 in Bremen, lebt in Zürich. Studium der Germanistik, Altphilologie und Pädagogik in Marburg und Göttingen, zweijähriger Aufenthalt in den USA, seit 1978 zahlreiche Literatur- und Kinderbuchpreise. Veröffentlichungen seit 1990: „Die Schöne am unteren Bildrand (Erzählungen, 1990), „Über den Himmel“ (Märchen und Klagen, 1993), „Kurnovelle (1994), „Der Flüsch“ (Kinderbuch, 1995), „Universalgeschichte der Monogamie“ (Roman, 1997).
Do 05. Juni 1997, 20:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
Aktuelle Ausgabe bestellen SALZ 196