Hermann Bahr und Andreas Latzko in Salzburg

Der Nachlass Hermann Bahrs (1863-1934), der auf vielfältige Weise mit der Stadt Salzburg verbunden war, zählt zweifellos zu den bedeutendsten Beständen der Sammlungen des Wiener Theatermuseums. Freilich konzentrierte sich die Forschung bisher mehrheitlich auf die frühen Jahre seiner Tätigkeiten, die unmittelbar mit der Propagierung jener Bewegung im Zusammenhang standen, die man gemeinhin mit dem Etikett „Jung-Wien“ oder „Wiener Moderne“ versehen hat. Nur zu einem geringen Teil wurden bisher die Zeugnisse außerhalb dieser Zeit beachtet, geschweige denn ausgewertet. Dies ist wohl dem offensichtlichen ‚Wandel‘ Bahrs geschuldet: während er einst emphatisch die Moderne gefeiert hatte, lehnte er sie nun ebenso wortreich ab. Aus dem einstigen Libertin war ein praktizierender Katholik geworden. Dennoch lohnt es sich, die umfangreichen Kontakte des ‚alten Bahr‘ näher zu betrachten. Dazu zählt auch die nicht ganz unkomplizierte Freundschaft mit dem pazifistischen Schriftsteller Andreas Latzko (1876-1943), der von 1920 bis 1931 in Salzburg lebte. Beide trafen sich immer wieder oder schrieben sich Briefe, in denen ihre jeweiligen Probleme deutlich werden.
Die Literaturwissenschafter Hans Weichselbaum und Kurt Ifkovits sprechen beim Literaturfrühstück über die Briefe, die Hermann Bahr und Andreas Latzko austauschten.
Dr. Kurt Ifkovits war Mitarbeiter der Hermann Bahr-Tagebuchedition im Rahmen des Spezialforschungsbereichs „Moderne – Wien und Zentraleuropa um 1900“ und ist seit 2005 Kurator am Theatermuseum Wien. Ausstellungen und Publikationen u.a. zu Hermann Bahr, Gustav Klimt, Koloman Moser, Richard Teschner, Paula Wessely. 2018 erschien der Briefwechsel Hermann Bahr – Arthur Schnitzler in Zusammenarbeit mit M. A. Müller. Kurt Ifkovits Forschungsschwerpunkte liegen in der Wiener Moderne, besonders Hermann Bahr, deutsch/tschechische Kulturbeziehungen, vor allem Cisleithaniens.
Dr. Hans Weichselbaum war Gymnasiallehrer (1972-2010), Mitarbeiter der „Leselampe“ (1968 – 2018) und ist Redaktionsmitglied der Literaturzeitschrift SALZ (seit 1975), außerdem ist er seit 1973 Leiter der Georg-Trakl-Forschungs- und Gedenkstätte; zuletzt erschien die Neuausgabe von Trakls „Dichtungen und Briefe“ (Otto Müller Verlag, 2020). Außerdem hat er die Edition der beiden pazifistischen Romane Andreas Latzkos „Menschen im Krieg“ (2014) und „Friedensgericht“ (2015) und zweier Briefwechselbände besorgt: Stefan Zweig – Andreas Latzko („eine schwierige Freundschaft“, 2018) und Hermann Bahr – Andreas Latzko („eine Freundschaft aus rebellischem Geist“, 2021).
Do. 03. März 2022, 10:30 Uhr | |
Literaturhaus | |
Vollpreis: 7,– € | Ermäßigt: 5,– € | Mitglied: 5,– € | |
Reservierung: T. 0662 422 411 oder karten@literaturhaus-salzburg.at |

Nahaufnahmen 30
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