Herzzeit. Ingeborg Bachmann – Paul Celan Briefwechsel
Der 28jährige Paul Celan, dessen Eltern in einem Vernichtungslager ermordet wurden und der ein rumänisches Arbeitslager überlebt hatte, verliebt sich auf seinem Weg nach Paris im Mai 1948 in Wien in die 22jährige Philosophiestudentin Ingeborg Bachmann, Tochter eines Lehrers, der Mitglied der NSDAP war. Für beide waren es wenige Wochen der Liebe, die sie nicht mehr losließ und die in ihren Werken eingeschrieben ist: „Wir lieben einander wie Mohn und Gedächtnis“ heißt es in Celans Gedicht „Corona“. Es sind nicht allzu viele Briefe, die zwischen 1948 und 1961 ebenso diskret wie verstörend eine unmögliche Liebesbeziehung zwischen zwei der bedeutendsten deutschsprachigen Dichter nach 1945 dokumentieren, die einander Fremde bleiben. Zu tief ist der Riss, den der Holocaust zwischen ihnen markiert, in einem nie abgesendeten Brief vom September 1961 schreibt Ingeborg Bachmann: „Und ich frage mich eben, wer bin ich für Dich, wer nach soviel Jahren?“
Hans Höller, einer der vier Herausgeber des viel beachteten und berührenden Briefwechsels zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan, wird den Band präsentieren, Ulrike und Peter Arp, Schauspielhaus Salzburg, werden eine Auswahl aus den erstmals veröffentlichten Briefen lesen. Der Briefwechsel Ingeborg Bachmann/Paul Celan „Herzzeit“ mit den Briefwechseln zwischen Paul Celan und Max Frisch und zwischen Ingeborg Bachmann und Gisèle Celan-Lestrange wurde herausgegeben und kommentiert von Bertrand Badiou, Hans Höller, Andrea Stoll und Barbara Wiedemann und ist 2008 im Suhrkamp Verlag (Copyright) erschienen.
Di 18. November 2008, 20:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Mitveranstalter: Zentrum für jüdische Kulturgeschichte |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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