In memoriam Franz Innerhofer
„Die Welt des Redens wollte mit zu großen Händen nichts zu tun haben. Die Welt des Redens hatte sich keine Arbeitsgeschichten, keine schweren Geschichten zu erzählen und fragte deshalb nur nach wenigen Dingen. Ort und Datum der Geburt. Beruf. Name. Eltern. Vorstrafen. Handgeschriebener Lebenslauf. Mehr will die Welt, die vom Reden lebt, von einem Angehörigen, der aus der Arbeitswelt kommt, nicht wissen.“ (Aus: Die großen Wörter) Mit dem 1974 erschienenen autobiographischen Roman „Schöne Tage“ (verfilmt 1982 unter der Regie von Fritz Lehner) erregt Franz Innerhofer Aufsehen. Die schonungslose Darstellung des bäuerlichen Milieus als eines, das dumpfe Repression, starre Hierarchien und Abhängigkeitsverhältnisse hervorbringt, trägt ihm neben großer Anerkennung auch den Ruf des Nestbeschmutzers ein; die Literaturwissenschaft findet dafür den Begriff der „Anti-Heimatliteratur“. Die folgenden Bände von Innerhofers Trilogie, „Schattseite“ (1975) und „Die großen Wörter“, setzen den sozialkritischen Anspruch fort und stellen dem sprachlosen Leiden einen – zwiespältig erfahrenen – Prozeß des Aus- und Aufbruchs in eine „Welt des Redens“ an die Seite. Den schwierigen Umgang mit dem plötzlichen literarischen Ruhm gestaltet Innerhofer im Band „Der Emporkömmling“ (1982). Seine letzte Publikation „Scheibtruhe“ (1996) findet nur mehr wenig Beachtung. Im Jänner 2001 begeht Franz Innerhofer Selbstmord. Im Gedenken zum ersten Todestag Franz Innerhofers möchten wir diesen Abend gestalten: Fritz Kohles liest einen Essay von Karl-Markus Gauß, Margit Lindbichler spielt den Monolog „Scheibtruhe“. Ausschnitte aus „Schöne Tage“ werden von Josef Winkler gelesen, anschließend sprechen Ludwig Hartinger und Frank Tichy über den Autor.
Franz Innerhofer, geboren 1944 in Krimml, Salzburg. Nach Abschluß der Schmiedelehre 1966 Gymnasium für Berufstätige, Studium der Germanistik und Anglistik in Salzburg. Staatsstipendium für Literatur 1973, Bremer Literaturpreis und Rauriser Literaturpreis 1975.
Büchertisch: Rupertus Buchhandlung
Mi 22. Januar 2003, 19:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Mitveranstalter: Verein Literaturhaus, prolit, erostepost, Salzburger Autorengruppe, Grazer Autorinnen Autorenversammlung Sbg. |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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