Josef Haslinger
JáchymovDass im berühmten k. und k. Kurort und Silberbergbauzentrum St. Joachimsthal/Jáchymov nicht nur Heilung von Krankheiten ermöglicht wurde, sondern beim Uranabbau auch viele Menschenleben vernichtet wurden, das interessiert Josef Haslinger in seinem jüngsten Roman mit dem Titel „Jáchymov“.
Bohumil Modry war Torwart einer der erfolgreichsten Eishockeymannschaften, die seit den dreißiger Jahren kanadisches Eishockey spielte; 1949 wurden die Spieler in Schweden noch einmal Weltmeister und als Helden gefeiert, Modry verließ danach die Mannschaft. 1950 wurde jedoch das gesamte Team zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt und erst fünf Jahre später amnestiert. Zu spät für Modry, der die Höchststrafe von fünfzehn Jahren erhalten hatte. Ein Jahr musste er in den Arbeitslagern von Jáchymov, in denen mehr als 10.000 Häftlinge beschäftigt waren, mit bloßen Händen Uranerz verladen und wurde dabei so schwer verstrahlt, dass er wie viele andere einige Jahre später qualvoll an den Folgen der Verstrahlung starb.
Josef Haslinger nützt die Möglichkeiten der Literatur, um sich mit den dunklen Seiten des Stalinismus auseinanderzusetzen. Mit „Jáchymov“ gelingt ihm ein beeindruckender Familienroman, der zeigt, wie die Tragödie des Vaters eine Tochter ein Leben lang begleitet.
Josef Haslinger, geboren 1955 in Zwettl/NÖ, lebt in Wien und Leipzig, wo er seit 1996 als Professor für literarische Ästhetik am Deutschen Literaturinstitut Leipzig lehrt. Er erhielt zahlreiche Preise, u.a. den Preis der Stadt Wien und den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels. Zuletzt erschienen im S. Fischer Verlag sein Bericht „Phi Phi Island“ (2007) und der Roman „Jáchymov“ (2011), für den er mit dem Rheingau-Literaturpreis 2011 ausgezeichnet wurde.
Mo. 21. November 2011, 20:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Einführung: Anton Thuswaldner |
Nahaufnahmen 30
Am Beginn stehen zwei Abschiede – der Salzburger Schriftsteller Walter Kappacher ist am 24. Mai dieses Jahres verstorben, Bodo Hell wird seit 9. August am Dachstein vermisst. Beide auf ihre Weise so prägenden Autoren wollen wir in Erinnerung behalten. In der ersten SALZ-Ausgabe 1975 hat Hans Weichselbaum mit Walter Kappacher ein Interview geführt, das wesentliche Züge seines Schreibens zur Sprache bringt, hier lesen Sie einen Wiederabdruck. Weggefährt:innen von Bodo Hell, der in so vielen Künsten unterwegs war, haben wir um Beiträge gebeten, die seine Literatur, die nicht von seinem Leben zu trennen ist, würdigen. /// Gratulieren können wir ...
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