Judith Kuckart
Die schöne FrauDie einunddreißigjährige Bertha ist Schauspielerin. Sie führt ein langweiliges, trauriges Leben als Dramaturgin in einem Provinztheater. Einzige Abwechslung sind flüchtige Beziehungen zu Männern, gespielte Leidenschaften, ins Leere gerichtetes Begehren. Eines Tages dringt in Form von Briefen die Vergangenheit der Mutter und der Großmutter in ihr Leben ein: Bertha ist in der zweiten Generation ein Kind aus dem Lebensborn, einer Einrichtung der Nationalsozialisten zur Zucht der arischen Rasse. Judith Kuckart führt vor, wie sich eine Geschichte, die abgeschlossen zu sein scheint, weitererzählt im Leben einer Nachgeborenen, wie die erotischen Muster der Großmutter fortleben in der Enkelin. Wie schon in ihrem Roman „Wahl der Waffen“, wo die Autorin über die Motive einer Terroristin der „Bewegung 2. Juni“ schreibt, wird auch in ihrem neuen Buch Politisches mit Erotischem verbunden.
Mi 25. Oktober 1995, 20:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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