Kathrin Schmidt
Du stirbst nichtKathrin Schmidt erzählt in ihrem neuen Roman „Du stirbst nicht“ – für den sie mit dem Deutschen Buchpreis 2009 ausgezeichnet wurde – davon, was es für eine Frau, die von Beruf Schriftstellerin ist, bedeutet, die Sprache zu verlieren. Die Protagonistin Helene Wesendahl ist halbseitig gelähmt, als sie nach einer Gehirnblutung aufwacht, sie kann nicht mehr sprechen und sich nicht mehr an ihre Vergangenheit erinnern. „Es scheint, als ob noch vor der Übersetzung ins gesprochene Wort der Bauplan der Rede einstürzte und sie unmöglich macht. So, dass sie gar keinen Plan mehr davon hat, wovon die Rede hätte sein müssen. Sobald sich auch nur eine kleine Aufregung einmischt, fällt das Wortkartenhaus zusammen.“ Kathrin Schmidt teilt mit ihrer Heldin nicht nur das Alter und den Familienstand, sondern auch die Erfahrung eines geplatzten Aneurysmas. Lakonisch und nüchtern beschreibt sie in der dritten Person die Therapien, das mühsame Erlernen des Sprechens und Bewegens, das Eigenleben des eigenen Körpers, den man nicht beherrschen kann. Das Buch fasziniert, weil es Kathrin Schmidt auf beeindruckende Weise gelingt, den Prozess der Rückeroberung ihres Gedächtnisses und ihrer Biographie erfahrbar zu machen. Es überzeugt vor allem durch die Schilderung eines sprachlichen Neubeginns. Kathrin Schmidt, geboren 1958 in Gotha, arbeitete als Diplompsychologin, Redakteurin und Sozialwissenschafterin. Sie debütierte mit Lyrik, ihr Roman „Die Gunnar-Lennefsen-Expedi-tion“ (1998) wurde mehrfach ausgezeichnet. Kathrin Schmidt lebt in Berlin, zuletzt erschienen im Verlag Kiepenheuer & Witsch die Romane „Seebachs schwarze Katzen“ (2005) und „Du stirbst nicht“ (2009), der mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde.
Di 02. Februar 2010, 20:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Nahaufnahmen 29
Nahaufnahmen 29 und wir können nicht anders als gratulieren:
Kathrin Röggla und Laura Freudenthaler zu den Salzburger Preisen – aber natürlich auch zu ihren neuen Büchern.
Marlen Mairhofer zum Jahresstipendium – der hier abgedruckte Text lässt uns schon jetzt auf das Buch freuen.
Nasima Sophia Razizadeh zum H. C. Artmann-Stipendium, das leider schon wieder vorüber ist, aber hier gibt es Gedichte zu lesen, die auch in Salzburg entstanden sind, wie unschwer zu erkennen ist.
Elisabeth Reichart, Klemens Renoldner und Margit Schreiner zum runden Geburtstag, den alle drei Autor:innen in diesem Jahr gefeiert haben, die Hommagen von Hans Höller, Erwin Einzinger ...
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