Kindheitsmuster
„Das Kind selbst aber, das zu erscheinen hätte? Kein Bild. Hier würde die Fälschung beginnen. Das Gedächtnis hat in diesem Kind gehockt und hat es überdauert.“ (Christa Wolf) Jeder Erwachsene war einmal Kind. Aber was ist „Kindheit“? Ein Stichwort für poetische Klischees von unbekümmerten Jahren uneingeschränkten Glücks? Oder ein Alptraum, voll Demütigungen, Enttäuschungen, Mangel an Verständnis seitens der Erwachsenen? Bekommt man seine Kindheit „über den Kopf gestülpt wie einen Eimer“, dessen Inhalt ein Leben lang an uns herunterrinnt? Nach welchen Mustern werden wir geprägt? Der „Tourismus in halbversunkene Kindheiten blüht“, ist derzeit sogar ein Lieblingsthema der ganz jungen deutschsprachigen Literatur. Anknüpfend an Christa Wolfs Roman „Kindheitsmuster“ werden auch andere exemplarische Textbeispiele vorgestellt, u.a. von Thomas Bernhard. Wie sehen zeitgenössische AutorInnen Kindheit, welche prägenden Muster glauben sie zu erkennen, und wodurch wird ihr Erinnerungsprozeß zu einem künstlerischen Produkt? Beim Literaturfrühstück – wie immer bei Kaffee und Gebäck – wird Ilse Gottschall, Leiterin der Literatur-Werkstatt im Rahmen der „Leselampe“, einen Einblick in das Thema vermitteln und Leseanregungen vermitteln.
Do 06. Dezember 2001, 10:30 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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