Klemens Renoldner
Lilys UngeduldDie scheinbar fröhliche und kraftvolle Lily, die an einer manisch-depressiven Krankheit leidet, stürzt sich, erst 24-jährig, von einer Brücke in den Tod. Ihr Vater, Sebastian Zinnwald, von Beruf Architekt, schließt sich in sein Bauernhaus im Engadin ein und bricht die Kontakte zur Außenwelt ab. Seine Trauer ertränkt er in Ohnmacht und Sprachlosigkeit. Die ältere Tochter Veronika, alleinerziehende Mutter zweier Söhne und erfolgreiche Kinderärztin in Berlin, leidet unter dem Schweigen des Vaters. Zwölf Jahre nach Lilys Tod bittet der mittlerweile 71-Jährige seine Tochter um ihren Besuch. Aber die Gespräche über Lily verwandeln sich in gegenseitige Anklage. Zur eigentlichen Hauptfigur wird in den kurzen, parallel in die Innenwelten von Vater und Tochter Veronika geführten Kapiteln, Lily, die über Erinnerungen und Erzählungen, Träume, Fotos und Briefe vermittelt wird.
„Der Roman ‚Lilys Ungeduld’ ist souverän geschrieben, klug strukturiert und dank subtiler atmosphärischer Beschreibungen kurzweilig. Klemens Renoldner erzählt eine komplexe Familiengeschichte, die über die konkreten Geschehnisse hinausweist und eine Gesellschaft abbildet, in der sich die existenzielle Einsamkeit des Menschen immer stärker auch äußerlich abbildet.“ (Alexandra Millner, Die Presse)
Klemens Renoldner, geboren 1953 in Schärding, studierte Germanistik und Musik und war 20 Jahre an Theatern in Österreich, Deutschland und der Schweiz als Dramaturg und Regisseur engagiert. Seit 2008 ist er Direktor des „Stefan Zweig Centre“ an der Universität Salzburg, und lebt in Anthering bei Salzburg. Zuletzt erschienen im Folio Verlag „Man schließt nur kurz die Augen“ (Erzählungen, 2008) und „Lilys Ungeduld“ (Roman, 2011). Informationen: www.renoldner.com
Di 06. Dezember 2011, 20:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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