Körpergeschichte(n)

„Mein Gedächtnis ist mein Körper“ (Anne Duden)
Die abendländische Geschichte, Philosophie und Zivilisation ist bestimmt von der Trennung zwischen Körper und Geist, Natur und Kultur. Im Rahmen des Projekts der Naturbeherrschung gilt es nicht zuletzt, den Körper zu erforschen, ihn berechenbar und kontrollierbar zu machen – und: den Tod zu überwinden. Neueste Entwicklungen der Naturwissenschaften und Medizin (Gentechnik, Kloning usw.) entsprechen dem ebenso wie die Welt des Cyberspace, der Virtual Reality, in der körperliche Identität sich auflöst, verunsichert und zum Verschwinden gebracht wird. In der Literatur der Gegenwart dagegen wird der Körper zunehmend zum Archiv von Erinnerung, zum kulturellen Gedächtnis: gesellschaftliche Zurichtungen, geschichtliche Gewalterfahrungen, Spuren des kollektiv Verdrängten, der „Geschichte im Ich“ (Bachmann) – sie werden am versehrten, am beschädigten Körper ablesbar. Die Sprache des Körpers folgt dabei – ähnlich wie die des Traums – einer eigenen, einer anderen Logik und läßt als „Narbenschrift“ auch die Schreibweise, den Text-Körper nicht unberührt. Beim Literaturfrühstück – wie immer bei Kaffee und Gebäck – wird Petra Nagenkögel der Bedeutung des Körpers als kulturelles Gedächtnis anhand ausgewählter Texte von Franz Kafka, Anne Duden, Ingeborg Bachmann, Peter Weiss, Heiner Müller u.a. nachgehen.
Do. 05. April 2001, 10:30 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |

Nahaufnahmen 30
Am Beginn stehen zwei Abschiede – der Salzburger Schriftsteller Walter Kappacher ist am 24. Mai dieses Jahres verstorben, Bodo Hell wird seit 9. August am Dachstein vermisst. Beide auf ihre Weise so prägenden Autoren wollen wir in Erinnerung behalten. In der ersten SALZ-Ausgabe 1975 hat Hans Weichselbaum mit Walter Kappacher ein Interview geführt, das wesentliche Züge seines Schreibens zur Sprache bringt, hier lesen Sie einen Wiederabdruck. Weggefährt:innen von Bodo Hell, der in so vielen Künsten unterwegs war, haben wir um Beiträge gebeten, die seine Literatur, die nicht von seinem Leben zu trennen ist, würdigen. /// Gratulieren können wir ...
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