László Márton
Das Versteck der MinervaBereits in jungen Jahren hegt der ungarische Aufklärer B. János Sympathien für die französische Revolution und wird in eine unterirdische Höhle geführt, um die verborgene Weisheit zu treffen. Tatsächlich handelt es sich um eine republikanische Verschwörung, die zu einer Internierung in der Festung Kufstein führt, wo er auf Maret, den späteren Außenminister Napoleons, trifft. Jahre später wird er für ihn als Johann B. die „Schönbrunner Proklama- tion“, den Aufruf an die Ungarn zur Trennung von Österreich, verfassen – das behauptet zumindest das Urteil, das weitere Einkerkerung und 30-jährige Verbannung in Linz zur Folge hat. Äußerst kunstvoll und anschaulich beschreibt der ungarische Dichter László Márton in seinem Roman „Das Versteck der Minerva“ die bisweilen skurrilen Lebensumstände in der Provinz der Habsburgermonarchie. „Márton beherrscht sämtliche sprachlichen Register – auch die Übersetzung ist meisterhaft. Ein Potpourri aus schier barocker Üppigkeit und überbordender spitzbübischer Erzähllust, hinter der bisweilen die gute alte vanitas hervorblinzelt.“ (F. Braitenthaller, Die Furche)
László Márton, geboren 1959 in Budapest, wo er Literaturwissenschaft, Germanistik und Soziologie studierte, 1983-90 Verlagslektor, seitdem freier Schriftsteller und Übersetzer in Budapest; zwei seiner Erzählungen hat er im Original auf Deutsch verfasst, „Die fliehende Minerva oder Die letzten Tage des Verbannten“ (1997) und „Im österreichischen Orient“ (2005), zuletzt erschienen die Romane „Die schattige Hauptstraße“ (2003) und „Das Versteck der Minerva“ (Folio, 2008, aus dem Ungarischen von Eva Zádor und Wilhelm Droste).
Di 10. März 2009, 20:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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