Forum Literaturwissenschaft

Man darf nicht leben, wie man will

Die Tagebücher von Gerhard Fritsch

„Tagebücher mit Hinblick auf die Nachwelt? Ich will zuerst einmal mir selber bekennen – und damit wird schon provoziert“ notiert Gerhard Fritsch am 6. Juli 1956. Wer war Gerhard Fritsch? Welches Bild seiner Person hielt er für die Nachwelt fest? Neben Thomas Bernhard und Hans Lebert ist Fritsch als einer der bedeutendsten Autoren der österreichischen Nachkriegsliteratur zu nennen: Ein umtriebiger Literaturfunktionär, Herausgeber, Lektor, Mitglied zahlreicher Jurys und Gründer der Zeitschrift „Literatur und Kritik“ im Otto Müller Verlag. Nicht nur diese Tätigkeiten und die Arbeit an eigenen Texten – zu denen nicht zuletzt die bedeutenden Romane „Moos auf den Steinen“ (1956) und „Fasching“ (1967) gehören – reflektiert Fritsch in seinen Tagebüchern. In seinen Aufzeichnungen findet er die Möglichkeit zum Bekenntnis: Sei es die Arbeit an Texten, die nicht zur Veröffentlichung bestimmt sind, oder seine intimen Leidenschaft, Frauenkleider zu tragen. Die Tagebücher von Gerhard Fritsch, herausgegeben von Klaus Kastberger und Stefan Alker-Windbichler, sind eindrucksvolles Zeugnis eines frühverstorbenen Autors, der Teile seines Lebens offenlegt, über die im Österreich der 1950er und 1960er Jahre nicht ungestraft gesprochen werden durfte.

Lesung der Textpassagen: Laura Kuhr

Klaus Kastberger, geb. 1963 in Gmunden, studierte Germanistik und Geschichte in Wien. 1996–2015 arbeitete er am Literaturarchiv der ÖNB, seit 2015 Professor für neuere deutschsprachige Literatur am Franz-Nabl-Institut sowie Leiter des Literaturhauses Graz. Kastberger ist derzeit Mitglied der Jury des Bachmann-Preises.

Fr 26. April 2019, 19:30 Uhr
Literaturhaus
Vollpreis: 8,– € | Ermäßigt: 6,– € | Mitglied: 4,– €
Reservierung: Tel. 0662/422 411
Büchertisch: Rupertus Buchhandlung