Mord und Totschlag. Krimi. Lust
Eine Leiche wird gefunden. Mord. Das Verbrechen – „eine Enthüllung, die gemacht sein will“ (B. Brecht). – Krimis spielen mit der Ungewißheit des Wahrheitswertes schlüssiger Beweisketten. Sie befriedigen die Sehnsucht von Millionen Lesern, die den Täter dingfest machen, die Ordnung wiederherstellen, im Alltag vermißte Gerechtigkeit walten sehen wollen.
Längst sind Kriminalromane mehr als Unterhaltung. Was bringt ambitionierte Autoren dazu, mit dem Genre zu liebäugeln? Passen sie sich den Forderungen des Marktes an? Geben sie dem Druck der Verleger nach? – Verkäuflichkeit muß literarische Qualität nicht ausschließen. Autoren wie Umberto Eco oder Javier Marías wird man Intellektualität und literarisches Niveau nicht absprechen, obwohl sie ihre Leser „mörderisch“ fesseln.
Seit längerem gibt es in der deutschsprachigen Literatur den literarischen Kriminalroman, der sich massenkulturellen Ansprüchen entzieht, dessen Lektüre ohne „Lust auf Literatur“ kaum möglich ist. Autoren wie der Bachmann-Preisträger Georg Klein, Veit Heinichen, Helmut Krausser, Wolf Haas, Eva Roßmann – um nur einige zu nennen – arbeiten mit Krimi-Klischees oder greifen auf Techniken des Detektivromans zurück. Aber sie transformieren, passen das Sujet ans Landesübliche an, überraschen durch bewußte Übertretung von Tabus oder durch ins Groteske getriebene Komik, sind sozialkritisch. Ausgehend von den „Mords-Frauen“ der neuen russischen Krimi-Literatur bietet die Literatur-Werkstatt mit Ilse Gottschall an fünf Abenden die Möglichkeit, die Spur von „Kriminellem“ in der zeitgenössischen deutschen und österreichischen Literatur aufzunehmen.
Mo 29. März 2004, 19:30 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Eintritt frei |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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