Paulus Hochgatterer
Die Süsse des LebensAlles beginnt harmlos an einem Weihnachtsabend beim Mensch- ärgere-dich-nicht-Spiel zwischen Großvater und Enkelin. Der gelbe Stöpsel Katharinas steht genau vor dem Eingang zum Stall. „Vier, ich hab dich“, sagt der Großvater noch, dann klingelt es an der Türe, der Großvater geht hinaus, wenig später ist er tot, übel zugerichtet, sodass von seinem Kopf nicht mehr viel zu erkennen ist. Die Enkelin findet ihn wenig später – und spricht nicht mehr, doch ist sie die einzige, die wissen könnte, wer der Mörder ist. Ausgehend von diesem Mord spannt der Roman ein ganzes Panoptikum einer österreichischen Kleinstadt auf, von Kommissar Kovac, der die Ermittlungen in diesem Fall leitet, über den Psychiater Horn, der helfen soll, Katharina zum Sprechen zu bewegen, bis zum Pfarrer, der selbst während seiner Predigt noch Musik hört. Seltsame Parallelen ergeben sich, als plötzlich auch Enten, Katzen und Bienen umgebracht werden. Und jeder könnte ein Mörder sein.
Der für den Deutschen Buchpreis 2006 nominierte Roman ist in einer unglaublichen Dichte geschrieben, die jedoch so dezent ist, dass sie sich erst im Nachhinein im Bewusstsein des Lesers entfaltet. Franz Haas bezeichnete in seiner Rezension „Die Süße des Lebens“ als „ein beeindruckend schauriges Drama aus der globalisierten Provinz“ und konstatierte, Paulus Hochgatterer sei ein „schwer unterschätzter Autor“ (NZZ).
Paulus Hochgatterer, geboren 1961 in Amstetten/Niederösterreich, studierte Medizin und Psychologie und lebt heute als Kinderpsychiater und Schriftsteller in Wien. Für seine Romane und Erzählungen erhielt er zahlreiche Preise, zuletzt das Elias Canetti-Stipendium der Stadt Wien. Im Deuticke Verlag erschienen zuletzt „Über Raben“ (Roman, 2002), „Eine kurze Geschichte vom Fliegenfischen“ (Erzählung, 2003) und „Die Süße des Lebens“ (Roman, 2006).
Büchertisch: Rupertus Buchhandlung
Di 17. April 2007, 20:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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