Provokationen und Skandale
Weiß eh jeder, daß Handke Serbien liebt, Thomas Bernhard zu lange Sätze schreibt und Jelinek Probleme hat. Was aber tut sich abseits der Königsklasse? Wie provozieren die Neben- und Nachwuchs-Gottheiten am deutsch-österreichischen Literaturhimmel die unschuldigen Leserseelen? Wie ist das, wenn in Franzobels Roman ‚Scala Santa‘ die Erzählerfigur über Bischof Finocci sagt: ‚Joachim Finocci war ein geradezu leidenschaftlicher Antisemit (…). Finocci verehrte die Nazis, jeden Führerkult. Diktatoren waren ihm sympathisch. (…) Pfarrer Hutwelker nahm, ohne sie gutzuheißen, seine Einschübe kommentarlos hin. Er wußte längst, daß der Bischof nur diskutieren wollte und es liebte, über andere sein Kreuz zu schlagen, sie zu bemitleiden. Das Schlimme aber war, daß er irgendwie sogar noch recht hatte. Im Faschismus gab es wenigstens noch Werte und Kultur. Im Kapitalismus aber, dieser Diktatur des Geldes und der sogenannten Mehrheit, gab es nur noch bunte Oberflächen-Warenwelt. Keine Utopie und keinen Gott, auch keinen Trost.‘ Beim Literaturfrühstück – wie immer bei Kaffee und Gebäck – werden Kristina Werndl und Andreas Freinschlag erkunden, wie literarische Provokationen in unsere Herzen finden und sich fallweise zum Skandal auswachsen. Grundsätzliche Beobachtungen zu den Phänomenen Skandal und Provokation werden verknüpft mit konkreten Textbeispielen von Franzobel, Josef Winkler, Melanie Arns und Marlene Streeruwitz.
Do 07. April 2005, 10:30 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |

Einsamkeit
Ich suche nur nach mehr Raum für meine Einsamkeit.
Hamed Abboud
Entsteht eine neue SALZ-Ausgabe, fühlen wir uns immer beschenkt: Es war uns ein Anliegen, eine Ausgabe zum Thema „Einsamkeit“ zu gestalten. Jeder Text erwies sich als eine Überraschung. „Einsamkeit“ erschien uns fast zu naheliegend, ist das Schreiben doch eine einsame Tätigkeit, heißt es zumindest. Dass dabei der Raum für das Schreiben erkämpft werden muss, haben bis heute insbesondere Autorinnen eingefordert. In dieser SALZ-Ausgabe erweisen sich die Räume des Schreibens als vielfältig, immer noch umkämpft und manchmal schwer zugänglich, obwohl mit Türen ...
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