Reisende Weltensammler

Reisen, früher einmal eine seltene Erfahrung, ein Ausnahmezustand, ist heute zum Ferienvergnügen verblasst, das Erlebnis tropischer Exotik zur Pauschalreise. Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Fremden, Flucht aus der globalen Zivilisation scheinen unmöglich, denn es gibt keine entlegenen Orte mehr, die nicht vermessen, kartographiert und mit modernen Verkehrsmitteln erreichbar wären. Auch Schriftsteller sind Touristen und reisen, um darüber zu schreiben, allerdings mit einem „Doppelgänger im Gepäck, der die Dinge so betrachtet, wie kein normaler Reisender es tun würde“ (Cees Nooteboom). Der Reisebericht als erzählende Darstellung einer realen Reise gehört zu den ältesten Gattungen der Literatur und hat in der Postmoderne eine gewisse Vielfalt erlangt. Bruce Chatwin, oder Andrzej Stasiuk oder der Fußgänger von Berlin nach Moskau, Wolfgang Büscher, verbinden Vergangenes oder Entschwindendes mit dem Wahrnehmbaren und finden dafür eine eigene Form. Ilija Trojanow auf den Spuren seines „Weltensammlers“ vermittelt so Überraschendes wie Ryszard Kapuscinski Tiefgreifendes in seinen „Reisen mit Herodot“. Was Autoren von ihren Reisen mitbringen, formuliert Christoph Ransmayr so: „Eine gewisse Immunität vielleicht gegen den Glauben an Hierarchien von Kulturen und Völkern …“ Beim Literaturfrühstück – wie immer bei Kaffee und Gebäck, so lange der Vorrat reicht – wird Ilse Gottschall, Leiterin der Literatur-Werkstatt im Rahmen der „Leselampe“, einen Einblick in das Thema vermitteln und Leseanregungen geben.
Do. 11. Januar 2007, 10:30 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |

Konfliktfelder
Seit den Anfängen der Literatur ist Krieg eines ihrer zentralen Themen – das Gilgamesch-Epos und die Ilias seien genannt. Kriege waren auch in den Jahrzehnten des Friedens, in denen sich Europa wähnte, vielfach Realität – wenn sie auch Konflikt genannt wurden. Konflikte und Kriege finden nicht nur zwischen Staaten, Nationen, Ethnien, sondern auch im alltägllichen Miteinander statt, Familien und Beziehungen sind ein weites Feld. Und doch oder gerade deswegen ist es wichtig, diese Konfliktfelder zu betrachten – die Literatur schaut genau hin. Ines Schütz und Manfred Mittermayer tun es auch – mit ihrem Programm der 54. Rauriser Literaturtage. ...
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