Sabine Gruber
Stillbach oder die SehnsuchtAls ihre beste Freundin Ines in Rom plötzlich stirbt, reist Clara Burger aus Stillbach in Südtirol an, um die Wohnung aufzulösen. Dort entdeckt sie ein Romanmanuskript, in dem Ines ihre eigene Geschichte als Zimmermädchen abwechselnd mit der ihrer damaligen Chefin Emma Manente erzählt, die Jahrzehnte vor ihr von Stillbach nach Rom aufgebrochen ist, um ihr Glück zu finden.
Sabine Gruber verknüpft in ihrem Roman „Stillbach oder die Sehnsucht“ äußerst kunstvoll drei Lebens- und Familiengeschichten von Frauen zwischen Südtirol, Rom und Wien.
Wie komplex die Geschichte Südtirols mit dem italienischen Faschismus und dem deutschen Nationalsozialismus verknüpft ist und wie diese dunklen und verdrängten Flecken die Lebensschicksale der Menschen bis heute bestimmen, zeigen die Figuren des Romans.
„Das Stillbacherische sei nicht leicht einzuordnen, hatte Ines in einem Brief geschrieben. Das Stillbacherische sei zwischen den Stühlen zu Hause, da sitze man ohnehin besser und bequemer. Die österreichische Monarchie, der Faschismus mit seinem deutschen Sprachverbot und schließlich die Schulbücher und Touristen aus der Bundesrepublik hätten ihre Spuren hinterlassen.”
Spannend und präzise erzählt Sabine Gruber von der Verflechtung persönlicher und historischer Ereignisse, von Verrat und Verbrechen, von Sehnsucht, Wahrheit und neuer Liebe.
Sabine Gruber, geboren 1963 in Meran, studierte Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaft und lebt als freie Schriftstellerin in Wien; von 1988 bis 1992 war sie Universitätslektorin in Venedig. Für ihr Werk erhielt sie zahlreiche Preise und Stipendien, u.a. den Priessnitz-Preis, den Wildgans-Preis und das Robert-Musil-Stipendium, zuletzt erschienen ihre Romane „Über Nacht“ (C.H. Beck, 2007) und „Stillbach oder die Sehnsucht“ (C.H. Beck, 2011). www.sabinegruber.at
Do 22. September 2011, 20:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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