Sasha Marianna Salzmann
Die Stelle neben der Wunde – über Grausamkeit
Gewalt und die Darstellung von Gewalt prägen unsere Zeit. Kriegsbilder gehören zum Alltag, Gespräche über das sich gerade vollziehende Grauen sind Normalität geworden. Immer schon hat sich auch die Literatur der Darstellung von Gewalt verschrieben – im besten Fall als Widerspruch gegen die affekthafte Polarisierung der jeweiligen Zeit. Literatur stellt Statistiken und Schlagzeilen gelebtes Leben entgegen, der anonymen Menge das Schicksal Einzelner, der festen Rollenzuschreibung widersprüchliche, ambivalente Charaktere. So verblasst die Vorstellung vom Leid der Anderen. Leid ist Leid, Menschen leiden. Sasha Salzmann fragt nach den unterschiedlichen Manifestationen von sprachlicher, physischer und psychischer Grausamkeit und wie sie in der Literatur zur Darstellung und Anschauung gebracht werden.
In der ersten Vorlesung liest Sasha Salzmann der unmittelbaren Gegenwart die Spuren der letzten Jahre ab: Pandemie, Krieg in Europa, weltweite Renaissance des Autoritären. Wie werden diese Spuren hörbar in der Sprache des Alltags? Wie werden sie sichtbar im Verhalten der Menschen auf der Straße, im Park?
In der zweiten Vorlesung befragt Sasha Salzmann Werke der Weltliteratur: die Verbrechen der Sklaverei bei Toni Morrison, das Massaker an den Aufständischen gegen die Militärdiktatur bei Han Kang, das Aushungern der Bevölkerung während der Leningrader Blockade bei Polina Barskova – die Literatur hält ihr Brennglas auf die Wunden der Geschichte und erhellt ihre Ränder.
In der dritten Vorlesung denkt Sasha Salzmann über Gewalt im privaten Raum nach: Formen von Gewalt, die ein Politikum sind, ohne politisch motiviert zu sein. Was tun sich Menschen an, wenn sie sich unbeobachtet fühlen? Und wenn so viel an Grausamkeit von Menschenhand begangen wird – warum rufen wir dann nach Menschlichkeit, wenn das Unrecht geschieht?
Termine:
öffentliche Vorlesungen:
Montag, 5. Mai 2025, Mittwoch, 7. Mai 2025, Donnerstag, 8. Mai 2025, jeweils 17-19 Uhr, Unipark
Im Rahmen der Stefan Zweig Poetikvorlesung liest Sasha Marianna Salzmann am 6. Mai 2025 aus dem Buch „Im Menschen muss alles herrlich sein“ und anderen Texten. Alle Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier.
Mo. 05. Mai 2025, 17:00 Uhr Mehrere Einzeltermine | |
Unipark, Erzabt-Klotz-Straße 1 | |
Eintritt frei | |
Mitveranstalter: Stefan Zweig Zentrum, Fachbereich Germanistik, Universität Salzburg |

Nahaufnahmen 30
Am Beginn stehen zwei Abschiede – der Salzburger Schriftsteller Walter Kappacher ist am 24. Mai dieses Jahres verstorben, Bodo Hell wird seit 9. August am Dachstein vermisst. Beide auf ihre Weise so prägenden Autoren wollen wir in Erinnerung behalten. In der ersten SALZ-Ausgabe 1975 hat Hans Weichselbaum mit Walter Kappacher ein Interview geführt, das wesentliche Züge seines Schreibens zur Sprache bringt, hier lesen Sie einen Wiederabdruck. Weggefährt:innen von Bodo Hell, der in so vielen Künsten unterwegs war, haben wir um Beiträge gebeten, die seine Literatur, die nicht von seinem Leben zu trennen ist, würdigen. /// Gratulieren können wir ...
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