Silvio Blatter
„Das Rebellische, das Nachdenkliche auch“ rühmte Heinrich Böll an Silvio Blatter, „die Ruhe, die voller Konflikte ist, in der Zündschnüre schwelen.“ Blatters zentrales Werk ist die Romantrilogie „Tage im Freiamt“. Das Freiamt, eine katholische Enklave im Südosten der Schweiz, ist das Herkunftsland des Autors und Schauplatz seiner Romane, in denen er ein ganzes Panorama von Lebensschicksalen entwickelt und den historischen Horizont durch gekonnte Schnitte mit einbezieht. Blatter diagnostiziert den Verlust an Heimat, die rücksichtslose Ausbeutung und Zerstörung der Landschaft. Aber gegen die Übermacht der Fakten haben „Zuversicht“, „Rückhalt“ und „Widerstand“ das letzte Wort in den Freiamt-Romanen. Der Roman „Wassermann“ spielt auf drei verschiedenen Zeitebenen, Heimat-Bildern werden Kontraste entgegengesetzt. „Das blaue Haus“ erzählt die Lebensgeschichte eines Weltreisenden und Schwindlers – des Großvaters. Blatter ist ein Vollbluterzähler, der seine Phantasie in faszinierende Bilder ausufern läßt.
Do 02. April 1992, 20:00 Uhr | |
Mitveranstalter: Rauriser Literaturtage |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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