Literaturfrühstück mit Renate Langer

Späte Lese. Ältere Frauen in der Literatur

© Fritz Lorber

Was ziemt sich für eine Frau, wenn ihr der „süße Vogel Jugend“ davongeflogen ist? Als aufopfernde Mutter und Großmutter, als würdige Matrone und als edle Entsagende darf sie in Erscheinung treten. Eine literarische Spurensuche zeigt jedoch, daß SchriftstellerInnen diese herkömmlichen Rollenklischees radikal in Frage gestellt haben. Die Weltliteratur enthält eine Reihe rebellischer älterer Frauen, die sich nicht ins enge Korsett der Konventionen einschnüren lassen. Besonders tabuisiert waren und sind Liebesbeziehungen älterer Frauen – und noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts galt eine Frau schon mit dreißig Jahren als „älter“, d. h. sie hatte ihr erotisches Ablaufdatum fast erreicht. Nicht selten sind es aber gerade männliche Autoren, die leidenschaftlich liebende ältere Frauen mit viel Einfühlung schildern und ihnen ein Recht auf Sexualität zugestehen. Generationskonflikt einmal anders: Die Literatur zeigt auch, daß es oft die eigenen, bereits erwachsenen Töchter und Söhne sind, die den älteren Frauen ihr Freiheitsstreben mißgönnen. „Aber Mama, in deinem Alter!“ heißt es, wenn es einer Frau gelingt, die Bürde der Würde abzuschütteln. Beim Literaturfrühstück – wie immer bei Kaffee und Gebäck – wird Renate Langer, Literaturwissenschafterin in Salzburg, das Thema in Texten aufblättern. Die Literaturauswahl reicht von Arthur Schopenhauer und Elfriede Jelinek über Honorè de Balzac und Simone de Beauvoir bis zu Tennessee Williams und Sylvia Plath.

Do 06. März 2003, 10:30 Uhr
Literaturhaus Salzburg