Stifter als Stiftsschüler

1818 trat der im südböhmischen Oberplan geborene Adalbert Stifter in das Stiftsgymnasium Kremsmünster ein. Als er es 1826 verließ, war aus dem Provinz-Buben ein Anderer geworden, die autobiographischen Darstellungen legen nahe: ein Dichter. Immerhin genoss der vorzügliche Schüler dort „die Aufmerksamkeit trefflicher Lehrer, lernte alte und neue Dichter kennen und hörte zum ersten Male den Satz: das Schöne sei nichts anderes als das Göttliche im Kleide des Reizes dargestellt“. Dieser Satz, „so ungefähr oder anders ausgedrückt“, traf den Kern seines Wesens „mit Gewalt“ und prägte nachhaltig seine spätere Poetik.
Die sechs Jahre in Kremsmünster waren von großer Bedeutung für den erst spät als Dichter öffentlich in Erscheinung getretenen Stifter. Denn während der Jahre am Gymnasium hat er sich nicht nur Wissen angeeignet, das in späteren Werken wiederkehrt, er stellt dort auch erste dichterische Versuche an. Gerade weil die biographische Quellenlage für Stifters Studienjahre aber denkbar schlecht ist, lohnt ein etwas erweiterter Blick auf die schulische Situation seiner Zeit. Als er sich erstmals der Dichtkunst annähert und sich selbst daran versucht, nimmt die Schule eine zentrale Stellung ein, sie strukturiert und reglementiert selbst noch die Freizeit der Stiftsschüler und sozialisiert sie damit in einem pädagogischen System, das sich auch an vielen Stellen von Stifters späteren Werken wiederfindet und so fortpflanzt. Wie Pädagogik zu Poetik wurde, so wird umgekehrt bald auch Poetik zu Pädagogik.
Beim Literaturfrühstück – wie immer bei Kaffee und Gebäck, so lange der Vorrat reicht – wird der Salzburger Literaturwissenschaftler Daniel Ehrmann Einblicke in die frühen Jahre Adalbert Stifters geben und dem Verhältnis von Poetik und Pädagogik in seinem Werk nachgehen.
Do. 01. Dezember 2016, 10:30 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Vollpreis: 6,– € | Ermäßigt: 4,– € | Mitglied: 4,– € |

Konfliktfelder
Seit den Anfängen der Literatur ist Krieg eines ihrer zentralen Themen – das Gilgamesch-Epos und die Ilias seien genannt. Kriege waren auch in den Jahrzehnten des Friedens, in denen sich Europa wähnte, vielfach Realität – wenn sie auch Konflikt genannt wurden. Konflikte und Kriege finden nicht nur zwischen Staaten, Nationen, Ethnien, sondern auch im alltägllichen Miteinander statt, Familien und Beziehungen sind ein weites Feld. Und doch oder gerade deswegen ist es wichtig, diese Konfliktfelder zu betrachten – die Literatur schaut genau hin. Ines Schütz und Manfred Mittermayer tun es auch – mit ihrem Programm der 54. Rauriser Literaturtage. ...
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