Was der Berg ruft? Literatur aus den Alpen
‚Ich schrieb so gern ein Berggedicht
Mit Pauken und Trompeten,
von Gletschern, Klamm und Firnenlicht
und der vom Wind verwehten
Bergbäu’rin, die ich einsam traf,
als sie die Jodler säugte,
die Erwin, der Lawinengraf,
nachts auf den Almen zeugte,
dann, wenn die Gräfin wie gewohnt
das Matterhorn bemalte,
indes ein weit entfernter Mond,
sein fahles Licht verstrahlte –
das alles schrieb´ ich gerne hin,
doch muß ich´s leider lassen.
In Worten gäb´ das keinen Sinn;
Wie sagt man doch im Engadin
s’ischt vérbal nicht zu fassen.‘
(Robert Gernhardt)
Auch wenn Alpen und Berge nicht zu den herausragenden Schauplätzen der Literatur zählen, über die Jahrhunderte gibt es Robert Gernhardt zum Trotz doch einige Versuche, die Welt der Berge ‚verbal zu fassen‘. Ob in Epen und Sagen, Naturgedichten und Dramen, Reiseberichten und Romanen ? Berge haben DichterInnen seit jeher beschäftigt. Viele von ihnen haben dafür selbst den Wanderrucksack geschultert und steile Höhen erklommen, um die Welt von oben zu betrachten. Auf dem Programm dieses Literaturfrühstücks stehen literarische Berg- und Talfahrten, vorbei an Gipfelkreuzen, Almen, Edelweiß und Enzian. Doch wer jetzt allein an dirndlgewandete Sennerinnen oder das durch Blumenwiesen springende Alpenmädel Heidi denkt, hat sich zu früh gefreut: Denn auf der Alm da gibts sehr wohla Sünd. Da wird unter dem Licht der Flutlichtanlagen, zwischen Schneekanonen, Kraftwerken und Pistenraupen der Almtraum oft schnell zu einem ‚Alptraum‘.
Beim Literaturfrühstück wie immer bei Kaffee und Gebäck wird die Medien- und Literaturwissenschafterin Patricia Deiser anhand von Texten vom 18. bis zum 21. Jahrhundert dem Phänomen ‚Alpen‘ in der Literatur nachgehen. Nach einem anfänglichen Blick auf die Geschichte der Alpen in der Literatur sollen vor allem die Veränderung der Wahrnehmung und zeitgenössische Perspektiven zwischen ‚Alpenglühen und Danger Zone‘ im Mittelpunkt stehen.
Do. 01. April 2004, 10:30 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |

Konfliktfelder
Seit den Anfängen der Literatur ist Krieg eines ihrer zentralen Themen – das Gilgamesch-Epos und die Ilias seien genannt. Kriege waren auch in den Jahrzehnten des Friedens, in denen sich Europa wähnte, vielfach Realität – wenn sie auch Konflikt genannt wurden. Konflikte und Kriege finden nicht nur zwischen Staaten, Nationen, Ethnien, sondern auch im alltägllichen Miteinander statt, Familien und Beziehungen sind ein weites Feld. Und doch oder gerade deswegen ist es wichtig, diese Konfliktfelder zu betrachten – die Literatur schaut genau hin. Ines Schütz und Manfred Mittermayer tun es auch – mit ihrem Programm der 54. Rauriser Literaturtage. ...
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