Wilhelm Genazino
Die Obdachlosigkeit der Fische„Es kann andere nur verstehen, wer sich zuvor ausreichend mit sich selbst verständigt hat“, sagt Wilhelm Genazino in seiner Rede beim Empfang des Bremer Literaturpreises 1990. In seinem 1994 bei Rowohlt erschienenen Prosaband „Die Obdachlosigkeit der Fische“ sprengt der Prozeß der Kommunikation mit sich selbst die Geschlechtergrenzen. Erzählendes Subjekt ist eine Frau, von Beruf Lehrerin, Mitte vierzig. Sie erinnert sich an das Scheitern einer Jugendliebe, vergewissert sich der abgekühlten Beziehung zum Partner, stellt fest, daß sie den Bezug zur eigenen Geschichte allmählich verliert. Das lebendige Kind, das sie einmal war, rückt in eine unerreichbare Ferne. Aufgrund des fortschreitenden Verlustes eines Lebenszusammenhangs bekommt die Wahrnehmung des Moments größte Bedeutung. In ihm findet die Erzählerin die Freiheit einer geradezu euphorischen, illusionslosen Klarheit.
Mo. 06. März 1995, 20:00 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |

Konfliktfelder
Seit den Anfängen der Literatur ist Krieg eines ihrer zentralen Themen – das Gilgamesch-Epos und die Ilias seien genannt. Kriege waren auch in den Jahrzehnten des Friedens, in denen sich Europa wähnte, vielfach Realität – wenn sie auch Konflikt genannt wurden. Konflikte und Kriege finden nicht nur zwischen Staaten, Nationen, Ethnien, sondern auch im alltägllichen Miteinander statt, Familien und Beziehungen sind ein weites Feld. Und doch oder gerade deswegen ist es wichtig, diese Konfliktfelder zu betrachten – die Literatur schaut genau hin. Ines Schütz und Manfred Mittermayer tun es auch – mit ihrem Programm der 54. Rauriser Literaturtage. ...
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