Adalbert Stifter: Vom Bettler und vom Prater
1844 erschien der Sammelband „Wien und die Wiener“, ein Kaleidoskop des Wiener Lebens vor der Revolution von 1848, eine Alltags-, Kultur- und Sozialgeschichte. Adalbert Stifter war Herausgeber und einer der Hauptbeiträger dieses viel zu wenig beachteten Sammelbandes. Einzigartig ist dieses Werk unter den zahlreichen Fremdenführern und Reisebeschreibungen der Zeit, damals eine Modeerscheinung. Adalbert Stifter, Ludwig Scheyrer, Franz Stelzhamer, Sylvester Wagner und andere haben gut recherchierte, manchmal auch skurrile Alltagsszenarien beschrieben. Neu ist der Blick auf die unteren Schichten der Wiener Gesellschaft, überraschend der geradezu modern anmutende journalistische Zugriff auf die Welt. Beim Literaturfrühstück – wie immer bei Kaffee und Gebäck – wird Silvia Bengesser, Literaturhistorikerin mit Schwerpunkt Literatur und Alltagskultur des Biedermeier, diese von der literarischen Öffentlichkeit zu Unrecht vernachlässigte literarische Arbeit Stifters vorstellen, die für uns Nachkommen von unschätzbarem Quellenwert ist, und Beispiele aus diesem einmaligen Reiseführer durch Wien präsentieren.
Do 06. Oktober 2005, 10:30 Uhr | |
Literaturhaus Salzburg | |
Erste Lektüren
„Was man früh gelesen hat, löst sich oft seltsam auf. Es bleibt nicht im Buch, hat auch keinen davor, der es erst geschrieben hat. Man ist als Kind mit Haut und Haaren hier durchgewandert, ohne Sinn für Worte; man nahm sie gar nicht wahr. Hat so gelesen, wie man jetzt einen spannenden Film sieht, war an ein altes Bildersehen angeschlossen. Da man noch kein Ich war oder nur zuweilen, brauchte man auch keinen Helden, das kam erst später.“ Ernst Bloch, Das Wirtshaus im Spessart
In SALZ Erste Lektüren rufen sich Autor:innen in Erinnerung, was es bedeutet, die Welt der Bücher zu entdecken, ein Buch das erste Mal aufzuschlagen. Sei es ein ...
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