Einsamkeit

Ich suche nur nach mehr Raum für meine Einsamkeit.
Hamed Abboud

Entsteht eine neue SALZ-Ausgabe, fühlen wir uns immer beschenkt: Es war uns ein Anliegen, eine Ausgabe zum Thema „Einsamkeit“ zu gestalten. Jeder Text erwies sich als eine Überraschung. „Einsamkeit“ erschien uns fast zu nahe­liegend, ist das Schreiben doch eine einsame Tätigkeit, heißt es zumindest. Dass dabei der Raum für das Schreiben erkämpft werden muss, haben bis heute insbesondere Autorinnen eingefordert. In dieser SALZ-Ausgabe erweisen sich die Räume des Schreibens als vielfältig, immer noch umkämpft und manchmal schwer zugänglich, obwohl mit Türen und Fenstern versehen – dabei geht es nicht nur um den konkreten Schreibplatz, sondern auch um die Freiheit, wenn man für das Schreiben bezahlt wird. Isolation ermöglicht Konzentration und Produktivität, auch Ruhe, die sich zwischen zwei  Begegnungen und in der Abwesenheit der Anderen einstellen kann. Das Fehlen des Gegenübers, vergebliche Versuche der Kontaktaufnahme, ja eine „Mechanik des Verschwindens“ (Franz Dodel), an die wir ­Mitmenschen zu verlieren drohen, kann uns aber auch hilflos zurücklassen. Im Übrigen sind es nicht nur Mitmenschen, sondern auch tierische Wesen, mit denen Verbindungen eingegangen werden.
Erst im Anblick der Tiere schließlich erkennen wir uns selbst (John Berger), seien es Junikäfer, Krähen, Eulen, Schwäne – die Beziehungen sind vielfältig und die Hoffnung auf Allianzen zwischen verschiedenen Wesen und Körpern aussichtsreich (Judith Butler).

SALZ muss in dieser Ausgabe leider ohne gesalzen erscheinen, Helena Adler konnte krankheitsbedingt keine Glosse verfassen. Wir wünschen baldige Genesung.
Wir danken allen Autor*innen für ihre Texte und ihr Vertrauen. Besonderer Dank gilt Franz Bergmüller, der diese Ausgabe mit seinen künstlerischen Arbeiten vervollständigt und die Räume zwischen An- und Abwesenheit sichtbar macht.

Barbara Stasta & Magdalena Stieb

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