Ann Cotten
Jikiketsugaki.Tsurezuregusa
Im Rahmen der Salzburger Stefan Zweig Poetikvorlesung präsentiert Ann Cotten ihr jüngstes Buch „Jikiketsugaki.Tsurezuregusa“.
„Jikiketsugaki“ bezeichnet einen hungrigen Dämon, bekannt aus einem Text in Lafcadio Hearns Geistersammlung KWAIDAN, wo die wiedergeborenen Unersättlichen gemeint sind, die als Stechmücken den Wasserschalen auf Friedhöfen entsteigen. „Tsurezuregusa“ hingegen ist der Titel einer Sammlung von kurzen Beobachtungen des Mönchs Kenko, dessen philosophische Gelassenheit bei gleichzeitigem pointierten Scharfsinn der Beobachtung seit Jahrhunderten als vorbildlich gelten.
Dass schon die Titel des Buchs geklaut sind, zeigt die Autorin als Beispiel für den ersten Typus. Kenkos Titel rechtfertigt indessen eben die Art vielseitigen und ungeordneten Interesses, die Ann Cotten nach Japan und zu den Kanji und von ihnen weg und durch die Straßen treibt, auf Wegen, die sinnreich und banal wie Schriftzeichen sind. Der Verdacht, dass sie sich wiederholen, wenn man sie nur wiedererkennen könnte, macht leise Hoffnungen auf eine Weltordnung, in der auch quälende, gequälte Geister Platz haben mit ihren übertriebenen Wahrnehmungen und extravaganten, ausfluchtähnlichen Einsichten.
Ann Cotten, geb. 1982 in Iowa, wuchs in Wien auf und studierte Germanistik, lebt seit 2006 in Berlin. Für ihre Lyrik und Prosa wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u.a. Adelbert-von-Chamisso-Preis (2014), Klopstock-Preis (2015), Hugo-Ball-Preis (2017). Zuletzt erschienen der der Erzählband „Der schaudernde Fächer“ (2013) und das Versepos „Verbannt“ mit Illustrationen der Autorin (2016) im Suhrkamp Verlag und „Jikiketsugaki.Tsurezuregusa“ im Verlag Peter Engstler (2017).
Di 09. Mai 2017, 20:00 Uhr | |
Europasaal, Edmundsburg | |
Eintritt frei | |
Moderation: David Schalko | Autor, Regisseur, Produzent | |
Mitveranstalter: Fachbereich Germanistik, Stefan Zweig Zentrum, Universität Salzburg |

zu H.C. Artmann
Schon seit 1976 erscheinen Texte von H.C. Artmann in der Literaturzeitschrift SALZ und 1996 wurde ihm mit zahlreichen literarischen Wünschen in einer eigenen Ausgabe zum 75. Geburtstag gratuliert. Zum 100. Geburtstag haben wir wieder Autorinnen und Autoren eingeladen, sich auf H.C. Artmann, seine Dichterpersönlichkeit und sein einzigartiges Werk zu beziehen.
Werner Michler, Germanist an der Universität Salzburg und selbst begeisterter Artmann-Leser, fasst Artmanns Werk in der Vorbereitung dieser SALZ-Ausgabe zusammen: „Vom 1953 in ‚acht Punkten‘ proklamierten ‚poetischen Act‘ über die schwoazze dindtn‘ einer surrealistischen Dialektpoesie, die Kurzschlüsse von ...
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