Literaturfrühstück mit Renate Langer

Genie und Wahnsinn

© Fritz Lorber

„Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, daß er nicht auf dem Kopf gehen konnte“, schildert Georg Büchner in seiner Erzählung „Lenz“ den seelischen Zustand der Titelfigur. Jakob Michael Reinhold Lenz ist einer der vielen Dichter, die in sogenannter geistiger Umnachtung endeten und Georg Büchner zählt seinerseits zu jenen Autoren, die das Thema Wahnsinn in ihren Werken aufgegriffen haben. Über einen möglichen Zusammenhang zwischen künstlerischer Begabung und Geisteskrankheit wird seit Jahrtausenden spekuliert. Wie die Gegenwartsliteratur zeigt, ist das Interesse für psychische Zustände außerhalb der Norm bis heute nicht erloschen, und das Rätsel der Kreativität ist nach wie vor ungelöst. „Niemand ist berechtigt, sich mir gegenüber so zu benehmen, als kennte er mich“, schrieb der Schweizer Schriftsteller Robert Walser, der 27 Jahre seines Lebens mit der Diagnose Schizophrenie in Nervenheilanstalten verbrachte. Seine Mahnung ist ernst zu nehmen – auch in Bezug auf andere Dichter. Welche Vorstellungen von Wahnsinn gibt es in den veschiedenen Epochen? Wie finden sie Eingang in die Literatur? Wie schreiben Dichter, die als geisteskrank gelten? Wie werden diese in den Werken anderer Autoren dargestellt? Beim Literaturfrühstück – wie immer bei Kaffee und Gebäck – wird Renate Langer, freiberufliche Literaturwissenschaftlerin, Psychoanalytikerin in Ausbildung und Lektorin an der Universität Salzburg, diesen Fragen nachgehen und exemplarische Textbeispiele vorstellen.

Do 03. Februar 2000, 10:30 Uhr
Literaturhaus Salzburg